Alltag im 20. Jahrhundert. Zeitzeugen aus Thüringen erzählen.
Kurzinhalt:
Stimmungslage im Jahr 1989: Immer mehr Menschen sehen keine Alternative mehr zum verkrusteten politischen Herrschaftssystem in der DDR, stellen einen Ausreiseantrag, der nach einer entwürdigenden Prozedur genehmigt wird und beginnen ein neues Leben im anderen deutschen Staat. Ein anderer Teil der Bürgerschaft beschließt, im Osten zu bleiben. Die Fälschung des Ergebnisses bei den Kommunalwahlen im Mai 1989 bringt das Fass zum Überlaufen. Im September 1989 verlassen Tausende von DDR-Bürgern über Ungarn die DDR und gelangen über die geöffnete Grenze nach Österreich und in die Bundesrepublik. Andere flüchten sich in die Prager Botschaft der BRD. Der 40. Jahrestag der DDR wird zum gespenstischen Ereignis, das keinen Rückhalt in der Bevölkerung mehr hat. Erste Verhaftungen in Berlin. Die Demonstration am 9. Oktober in Leipzig mit ihren Rufen „Wir sind das Volk“ wird zum Fanal der Friedlichen Revolution in der DDR.
Produzent Verein für Kunst, Kultur und Kommunikation (KuKuK, e.V.) Jena, vertreten durch Torsten Cott und Dietmar Ebert in Kooperation mit dem Offenen Hörfunkkanal Jena e.V.
Autor Torsten Eckold (Jena) und Geschichtswerkstatt Jena e.V.
Herausgeber Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien Heinrich- Heine-Allee 2-4 99438 Bad Berka www.thillm.de www.schulportal-thueringen.de
Inhalt Wirtschaftliche Mangelerscheinungen, politischer Druck und geistige Unfreiheit kennzeichnen die zweite Hälfte der 1980-er Jahre. Immer mehr Menschen erfahren das Gefühl einer gesellschaftlichen Stagnation. Mit dem Amtsantritt durch Michail Gorbatschow treten Unterschiede im Stil des politischen Lebens in der Sowjetunion und der DDR immer deutlicher hervor. Immer mehr Menschen sehen keine Alternative mehr zum verkrusteten politischen Herrschaftssystem in der DDR, stellen einen Ausreiseantrag, der nach einer entwürdigenden Prozedur genehmigt wird und beginnen ein neues Leben im anderen deutschen Staat. Ein anderer Teil der Bürgerschaft beschließt, im Osten zu bleiben. Die Fälschung des Ergebnisses bei den Kommunalwahlen im Mai 1989 bringt das Fass zum Überlaufen. Im September 1989 verlassen Tausende von DDR-Bürgern über Ungarn die DDR und gelangen über die geöffnete Grenze nach Österreich und in die Bundesrepublik. Andere flüchten sich in die Prager Botschaft der BRD. Der 40. Jahrestag der DDR wird zum gespenstischen Ereignis, das keinen Rückhalt in der Bevölkerung mehr hat. Erste Verhaftungen in Berlin. Die Demonstration am 9. Oktober in Leipzig mit ihren Rufen „Wir sind das Volk“ wird zum Fanal der Friedlichen Revolution in der DDR. Höhepunkt ist die Großdemonstration auf dem Berliner Alexanderplatz am 4. November. Am 9. November 1989 verkündet der damals Erste Sekretär der Bezirksleitung der SED in Berlin, Günter Schabowski, die Möglichkeit in den Westen zu reisen. Auf die Frage:“Wann?“ antwortet er: „Sofort“. Die Berliner strömen an die Grenzübergangspunkte zu West-Berlin, die Grenze wird geöffnet. In Interviewausschnitten erzählen neun Protagonisten der Friedlichen Revolution in Jena, die sich in den neuen demokratischen Parteien und Bewegungen stark engagiert haben, darunter der heutige Oberbürgermeister Dr. Albrecht S., von ihren Erlebnissen im Herbst 1989. Sie kommen aus unterschiedlichen Milieus und haben im Herbst 1989 auf unterschiedlichen Politikfeldern in den neuen demokratischen Parteien und Bewegungen gearbeitet. Der damalige Theologiestudent Markus H. und der gemaßregelte Philosoph Eberhard S. gehörten zu den Gründungsmitgliedern des NEUEN FORUMS; Conny B. und Till N. haben bereits das ganze Jahr 1989 über in der IG STADTÖKOLOGIE des Kulturbundes der DDR gearbeitet und haben sich zur Zeit der Friedlichen Revolution sehr stark für die Belange des Umweltschutzes eingesetzt; Pfarrer Gotthard L. gehört zu den Gründungsmitgliedern der SDP im brandenburgischen Schwante, Hildigund S., Dr. Albrecht S. und Prof. Dr. Gustav Adolf B. waren im DEMOKRATISCHEN AUFBRUCH aktiv. Thomas G. gehörte der JUNGEN GEMEINDE STADTMITTE an, gehörte der Bewegung „Kirche von unten an“ und war Mitinitiator der Aktion KÜNSTLER FÜR ANDERE. Sie alle haben auf ganz persönliche Weise die Friedliche Revolution in Jena mitgestaltet und haben in den mehr als 20 Jahren, die seither vergangen sind, sich demokratisch für die Interessen der Bürgerschaft in der Saalestadt oder darüber hinaus eingesetzt.
Serienbeschreibung In der Serie "Zeitzeugen" kommen Personen zu Wort, die aus ihrem persönlichen Erleben berichten. Die originalen Schilderungen der Zeitzeugen werden dabei ggf. durch Begleitmaterial ergänzt.
Das Tonmaterial, aus dem die Beispiele entnommen sind, wurde in den Jahren 1993 bis 2001 aufgenommen. Innerhalb des Projektes „Erzählte Geschichte“, das im Verein für Kunst, Kultur und Kommunikation (KuKuK e.V.) angesiedelt war, wurden innerhalb von acht Jahren biographische Interviews mit Pensionären der Zeiss- und Schott-Werke, mit Absolventen der ehemaligen Universitätsschule sowie mit Senioren in Weimar und Erfurt geführt. Der von ihnen erinnerte geschichtliche Zeitraum reicht vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur friedlichen Revolution 1989.
Anmerkungen
Didaktische Anmerkungen Projektinformation zum vorliegenden Themenkomplex
Die Interviews mit den Protagonisten der friedlichen Revolution in Jena wurden in Zusammenarbeit mit der Geschichtswerkstatt Jena e.V. von Andreas Kuno Richter (Berlin), Torsten Eckold (Jena) und Daniel Börner (Jena) im Jahr 2009 geführt. Daraus ist der Film „Gesichter der friedlichen Revolution“ entstanden, der in eine Ausstellung im Jenaer Stadtmuseum (2009) integriert war. Um den Themenkomplex „Friedliche Revolution“ den übrigen Themenkomplexen anzugleichen, wurde lediglich die Tonspur benutzt. Aufbau und Methodik sind identisch mit allen anderen Themenkomplexen. Die Urheberrechte am Material liegen bei Torsten Eckold (Jena) und der Geschichtswerkstatt Jena e.V.. Die Fotorechte für die verwendeten Fotografien liegen bei Eckold/Richter.
Handhabung Im Zusammenschnitt sind die Zeitzeugen in folgender Reihenfolge zu hören: Dr. Albrecht S. I, Dr. Albrecht S. II, Dr. Albrecht S. III, Hildigund S. I, Hildigund S. II, Markus H., Conny B., Prof. Dr. Gustav Adolf B. I, Prof. Dr. Gustav Adolf B. II, Eberhard S. I, Eberhard S.II, Gotthard L. I, Gotthard L. II, Till N. I, Till N. II, Thomas G. I, Thomas G. II
Unser herzlicher Dank gilt allen Zeitzeugen, die über ihre Erlebnisse während der Zeit der friedlichen Revolution erzählt haben. Wir danken dem Filmemacher und Interviewer Andreas Kuno Richter (Berlin) und dem Vorsitzenden der Geschichtswerkstatt Jena e.V., Dr. Henning Pietzsch. Ein herzliches Dankeschön geht auch an Daniel Börner (Interviews), Torsten Eckold (Aufnahme) und Tilman Hesse (Transkription).