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Nationale Bildungsstandards
Als unmittelbare Reaktion auf die deutschen PISA-Ergebnisse beschloss die Kultusministerkonferenz im Mai 2002 auf der Wartburg bei Eisenach die Einführung von Nationalen Bildungsstandards. Die Vertreter der 16 Länder waren sich einig, dass diese verbindlichen Standards eine notwendige Voraussetzung für die nachhaltige Verbesserung der schulischen Bildung sind. Gleichzeitig wird mit der Einführung die Erwartung an eine bessere Vergleichbarkeit von schulischen Abschlüssen sowie eine höhere Durchlässigkeit des Bildungssystems verbunden.
Was sind Nationale Bildungsstandards?
Die Nationalen Bildungsstandards beschreiben, ausgehend von einem mittleren Anforderungsniveau, die erwarteten Lernergebnisse für die jeweilige Klassenstufe. Sie orientieren sich an allgemeinen Bildungs- und Erziehungszielen sowie den fachspezifischen und in der Schulpraxis bewährten Kompetenzmodellen. Damit sind diese Standards in das bestehende schulische System zur Qualitätssicherung einbezogen. Landesweite und länderübergreifende Orientierungs- und Vergleichsarbeiten bzw. Prüfungen ermöglichen eine frühzeitige Rückmeldung zum schulischen Förderungs- und Unterstützungsbedarf. Durch die Festschreibung von fachlichen und fachübergreifenden Basisqualifikationen wird eine wichtige Voraussetzung für lebenslanges Lernen und eine umfassende Persönlichkeitsentwicklung geschaffen.
Wie geht es mit den Bildungsstandards weiter?
Von der Kultusministerkonferenz beauftragte Fachkommissionen mit Vertretern der Länder erarbeiteten Bildungsstandards für Deutsch, Mathematik, 1. Fremdsprache, Physik, Biologie und Chemie für den Hauptschulabschluss (nach Klassenstufe 9) und den Mittleren Schulabschluss sowie in den beiden zuerst genannten Fächern auch für die Grundschule. Zeitgleich wurden Aufgabenbeispiele ausgearbeitet bzw. weiterentwickelt. Weitere Vereinbarungen betreffen die Verpflichtung der Länder zur schnellstmöglichen Implementation und Anwendung der Bildungsstandards sowie die gemeinsame Beauftragung einer wissenschaftlichen Einrichtung zur Kontrolle der Einhaltung und Weiterentwicklung der Standards, dem Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB).
In der Vereinbarung zwischen den Ländern wurde festgelegt, dass diese Standards ab Beginn des Schuljahres 2004/2005 bzw. des Schuljahres 2005/2006 als Grundlage zur Bestimmung der fachspezifischen Anforderungen für den Mittleren Schulabschluss dienen.
Arbeitsstand in Thüringen
Von Beginn an arbeitete Thüringen bei der Entwicklung der Standards mit und stellte in der Fachkommission Mathematik den Vorsitz. Die landesspezifische Umsetzung der Nationalen Bildungsstandards wirkt sich auf die Lehrplanentwicklung, Lehreraus- und -fortbildung sowie die Unterrichts- und Schulentwicklung aus. Um die Voraussetzungen für eine zügige Umsetzung zu sichern, koordinierte das Thüringer Kultusministerium langfristig alle notwendigen Maßnahmen. Gleichzeitig wird seit 2002 (und seit 2003 Jahr landesweit) eine vergleichende Leistungsmessung in Form von Kompetenztests in den Klassenstufen 3 und 6 für die Fächer Deutsch und Mathematik durchgeführt. Deren Ziel ist es, diagnostische Daten zur individuellen Förderung und Weiterentwicklung des Unterrichts zu gewinnen, um damit eine systematische Integration der Nationalen Bildungsstandards in das schulische Qualitätsentwicklungssystem zu gewährleisten.
Die Einführung der Nationalen Bildungsstandards wird durchaus kontrovers diskutiert. Gern treten wir mit Ihnen in eine Diskussion ein. Senden Sie uns hierzu Ihre Hinweise und Anregungen:
Referat für Bildungsplanung, Schulentwicklung und Schulorganisation
Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur
Postfach 900463
99107 Erfurt
Geplante Maßnahmen zur Implementation der Nationalen Bildungsstandards in Thüringen
Information zu den Bildungsstandards
Um Ziele und Anliegen der Bildungsstandards einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wurden entsprechende Informationen ab Anfang Dezember 2003 auf den Internet-Seiten des Thüringer Kultusministeriums (TKM) bereitgestellt. Heut efindet man diese im Thüringer Schulportal. Damit ist zugleich ein Diskussionsangebot unterbreitet, das die durchaus kontrovers geführte öffentliche Diskussion aufgreift und der Akzeptanzerhöhung und Akzeptanzsicherung der Bildungsstandards dienen soll. Wichtige Fragen und Antworten werden im Sinne von weiteren Häufig gestellten Fragen (FAQ) veröffentlicht. Parallel dazu wird der Informationsbrief des TKM das Monatsthema "Bildungsstandards" haben. Dieser Brief geht in elektronischer Form an die Schulen, die Schulaufsicht und die interessierte Öffentlichkeit. Damit soll eine breite Information und Diskussion möglich werden, die in Verbindung mit dem o.g. Internet-Angebot auch praktische Umsetzungsschwierigkeiten thematisiert.
Analyse der Thüringer Lehrpläne
Den Bildungsstandards liegt der fachlich orientierte Kompetenzbegriff zugrunde. Dieser kann in Verbindung mit dem umfassenden Ansatz der "Lernkompetenz" innerhalb der Thüringer Lehrpläne einen Zielkonflikt auslösen. Eine Überprüfung dieser Lehrpläne unter dem Gesichtspunkt der Nationalen Bildungsstandards und eine eventuell notwendige Implementation wird im Januar 2004 durch das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (Thillm) vorgenommen.
Fortbildungsangebote
Das Thillm wird den Referenten der Schulämter im Februar und März 2004 Fortbildungsangebote unterbreiten, die sie befähigen sollen, Fachberater und Schulleiter für die Umsetzung bzw. Handhabung der Bildungsstandards gezielt fortzubilden. Gleichzeitig wird in diesem Zusammenhang ein Implementationskonzept entwickelt, das sicherstellt, dass die notwendigen Informationen jeden Lehrer erreichen und in die Schulentwicklungsprogramme Eingang finden.
Implementation der Nationalen Bildungsstandards in die Ausbildung der Thüringer Lehramtsanwärter
Die Implementation der Nationalen Bildungsstandards in die Ausbildung der Thüringer Lehramtsanwärter erfolgt im Rahmen der Ausbildung in den Allgemeinen Seminaren zur Arbeit mit den Thüringer Lehrplänen an den Staatlichen Studienseminaren. Hierzu plant das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien Fortbildungsangebote für Schulartreferenten an den Staatlichen Schulämtern sowie für Seminarleiter der Staatlichen Studienseminare. Diese sollen die Teilnehmer befähigen, Fachberater und Schulleiter bzw. Fachleiter und lehrbeauftragte Fachleiter für die Umsetzung bzw. Handhabung der Bildungsstandards gezielt fortzubilden.
Evaluationsverfahren und Erfolgskontrolle
Mit den landesweit in den Klassenstufen 3 und 6 für die Fächer Deutsch und Mathematik durchgeführten Kompetenztests hat Thüringen bereits 2003 im Sinne der Verbesserung der Bildungschancen für alle Schülerinnen und Schüler die Grundlage für frühzeitige pädagogische Eingriffs- bzw. Unterstützungsmöglichkeiten geschaffen. Dies wird im Jahr 2004 in Verbindung mit den verabschiedeten Nationalen Bildungsstandards fortgesetzt. Gemeinsam mit den Ländern Sachsen und Sachsen-Anhalt werden entsprechende Aufgabenbeispiele auch für das Fach Englisch und die Klassenstufe 8 erarbeitet.
Ausarbeitung/Bereitstellung von Beispiel- und Prüfungsaufgaben
Für die Erarbeitung von weiterführenden fachbezogenen Beispielaufgaben existieren erste Vorüberlegungen, über die zunächst aufgrund der aktuellen Entwicklungen auf nationaler Ebene noch nicht abschließend entschieden worden ist. Die genannten länderübergreifenden Vorarbeiten werden fortgesetzt. Dabei werden die Aufgabenkommissionen "Mittlerer Schulabschluss" bzw. "Besondere Leistungsfeststellung" rechtzeitig eingebunden.
Bildungsstandards für den Mittleren Schulabschluss (Jahrgangsstufe 10)
Bildungsstandards für den Primarbereich (Jahrgangsstufe 4)
Bildungsstandards für den Hauptschulabschluss (Jahrgangsstufe 9)
siehe Übersicht auf den Seiten der Kultusministerkonferenz
Weitere Informationen zu den Nationalen Bildungsstandards