Eine zentrale Aufgabe der Schule ist es, neben der Vermittlung von Wissen und elementarer Kulturtechniken, Kinder und Jugendliche dabei zu unterstützen, mündige Bürgerinnen und Bürger einer demokratischen Gesellschaft zu werden. Daraus leitet sich die Notwendigkeit ab, Schule nicht nur als Ort des Erlernens sondern auch des Erlebens demokratischer Prozesse zu begreifen.
Mitbestimmung, der Austausch von Meinungen und die gemeinsame Entscheidungsfindung müssen innerhalb der Schule ermöglicht und aktiv gefördert werden. Die Realisierung von gelebter Demokratie als Form des Miteinanders im täglichen Leben, bildet die Grundlage für das Verständnis von und das Hineinfinden in ein demokratisches Gesellschaftsmodell.
Schwerpunkt der angestrebten Entwicklung ist die aktive Schülermitwirkung und die Weiterentwicklung demokratischer Schulkultur.
In der Schule findet politische Bildung und Demokratieerziehung nicht nur im Unterricht statt, sondern ebenso in Strukturen. Nach Fauser lässt Schule sich als Kommunität betrachten, die durch das gemeinsame und (mehr oder weniger bewusst) koordinierte Handeln der zugehörigen Personen geprägt ist.
(vgl. Fauser, RP.: Demokratiepädagogik. - In: Lange, D. (Hrsg.): Konzeptionen politischer Bildung, Band 1 von 6. - Schneider-Verlag Hohengehren. - S. 84)
Den Schüler als Subjekt des Lernens und Gestaltens und nicht als Objekt des Lehrens zu sehen bestimmt die Perspektive der Entwicklung von Unterricht und Schule - insbesondere auch in Bezug auf curriculare Prozesse. Für den Bereich der politischen Bildung heißt dies, Schulkultur und Schulleben stärker als Instanz politischer Bildung in den Fokus zu nehmen.
"Wissen" und "Urteilsfähigkeit" als Ziel von politischer Bildung und Demokratieerziehung müssen erweitert werden um den Aspekt "Handlungskompetenz" als "Bereitschaft und Fähigkeit zu handeln und Verantwortung zu übernehmen"
(vgl.: Fauser, P.: ebenda Seite 87).
Handlungskompetenz kann sich nur dort entwickeln, wo reales, konkretes Handeln ermöglicht wird. Es gilt darum, die Schülerinnen und Schülern reale Mitwirkungsmöglichkeiten aufzuzeigen, Mitwirkung zu ermöglichen.
Eine ganze Reihe von Thüringer Schulen befindet sich in diesem Sinne bereits auf den Weg. Die mit solchen Programmen wie dem BLK-Programm "Demokratie lernen & leben", dem Förderprogramm "Demokratisch Handeln" oder der Initiative "mitWirkung!" gemachten Erfahrungen ermutigen dazu, Schülermitwirkung an Thüringer Schulen in noch breiterem Maße zu realisieren.
Dafür stehen auch bereits arbeitende Schülerparlamente, die Beteiligung einer Reihe von Schulen am Schulversuch "Direktwahl des Schülersprechers" und viele weitere Projekte an Thüringer Schulen. Zu denken ist auch an weitere Formen aktiver Partizipationsförderung im Schulleben wie:
- Klassenrat,
- Schülerfirmen,
- Aushandlungsmodelle,
- Mediation,
- partizipative Schulprogrammarbeit
bzw. an partizipationsfördernde Lehr- und Lernkonzepte wie Service Learning.
Weitere in Thüringen wirksame Projekte, Programme und Instrumente mit Bezug zur Entwicklung von demokratischer Schulkultur:
- Thüringer Bildungsmodell - Neue Lernkultur in Kommunen ( nelecom) - am 15. März 2008 startete die Pilotphase des Thüringer Bildungsmodells in 4 Pilot- und 7 Netzwerkkommunen. Das zentrale Ziel besteht in einer gemeinsamen Verantwortungsübernahme aller kommunalen Partner für die positive Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Dies basiert u. a. auf Elementen wie einer grundsätzlichen gegenseitigen Wertschätzung, den Einbezug in alle Bereiche des Kommunallebens, die Unterstützung von Familien und Bildungseinrichtungen durch eine neue Qualität des bürgerschaftlichen Engagements (institutions- und generationsübergreifend). Damit weist das Thüringer Bildungsmodell im Kern einen zutiefst demokratischen Ansatz aus.
- SEfU (Schüler als Experten für Unterricht) - ab 2006 im Angebot zur freiwilligen Nutzung für Lehrer. Kern ist die anonyme und nur durch den Lehrer einzusehende Rückmeldung der Schüler zur erlebten Unterrichtsqualität. Durch SEfU bezieht die Lehrkraft in einer demokratischen Art die Schüler in die Unterrichtsqualitätsentwicklung ein. Dieses Verfahren ist wohltuend abzugrenzen von im Internet kursierenden Bewertungsseiten, die häufig nur das Ziel verfolgen, Lehrpersonen öffentlich bloßzustellen. SEfU (kostenlose Registrierung erforderlich)
- Qualifizierungsreihe für Fachberatung von KiTa
Partizipation ist nicht nur die Grundlage von Bildung in einer demokratischen Gesellschaft, sie dient auch zur Sicherung von Kinderrechten in der Kita. Nicht zuletzt ist auch die Betriebserlaubnis einer jeden Kindertageseinrichtung unter anderem davon abhängig, ob in der Kita Verfahren der Beteiligung Anwendung finden (§45 SGB VIII).
In der Qualifizierungsreihe geht es um die Auseinandersetzung mit der Frage, was es für Kindertageseinrichtungen praktisch bedeutet, wenn Kinder (Beteiligungs-)Rechte haben. Dabei sind neben konkreten Verfahren und Methoden, mit denen Kita-Teams bei der Umsetzung von Partizipation unterstützt werden können, auch allgemeine Moderationsfähigkeiten sowie Fragen von Macht und Rolle der pädagogischen Fachkraft zu behandeln.
Die Qualifizierung gliedert sich in 3 zweitägige Module sowie einen Reflexionstag (sieben Fortbildungstage in 2020/21).
Die Teilnehmenden erhalten zwischen den Modulen Transferaufgaben, um die Inhalte in ihrem jeweiligen Arbeitskontext zu erproben
INFORMATIONEN ZUR ARBEIT VON SCHÜLERPARLAMENTEN
- Wie funktioniert ein Schülerparlament im Schulalltag?
- Welche Rechte, Pflichten und Aufgaben hat es?
- Gibt es dazu irgendwelche Vorgaben?
Solche oder ähnliche Fragen werden immer wieder gestellt. Die Information in der Literatur und im Internet, das Gespräch mit Schulen, die bereits ein Schülerparlament haben ergeben auf diese Fragen die Antwort, dass es eine Vielzahl unterschiedlicher Formen und Verfasstheiten von Schülerparlamenten gibt. In aller Regel sind die Erfahrungen aber positiv.
An dieser Stelle soll nicht nur dazu aufgerufen werden, an immer mehr Schulen in Thüringen diesen Weg der Schülermitwirkung (Partizipation) zu beschreiten. Es soll vor allem auch an Beispielen gezeigt werden, wie es funktionieren kann bzw. funktioniert.
SCHÜLERPARLAMENTE IN THÜRINGEN
INFORMATIONEN ZUM THEMA "DIREKTWAHL DES SCHÜLERSPRECHERS"
Eine zentrale Aufgabe der Schule ist es, neben der Vermittlung von Wissen und elemen¬tarer Kulturtechniken, Kinder und Jugendliche dabei zu unterstützen, mündige Bürgerin¬nen und Bürger einer demokratischen Gesellschaft zu werden.
Diesem Anspruch gerecht zu werden, ist eine der Herausforderungen, der sich Schule stellen muss.
Im Rahmen eines Modellprojektes an 16 Thüringer Schulen in den Jahren 2006 – 2011 wurde die Direktwahl der Schüler¬sprecherin bzw. des Schülersprechers erfolg-reich erprobt: Im Ergebnis wurden die Schülersprecherinnen bzw. die Schüler-sprecher und deren Aufgaben in der Schülerschaft deutlich stärker wahrgenommen als zuvor. So können Kinder und Jugendliche Schülermitwirkung und Demokratie direkt erleben.
Handreichung zur Direktwahl des Schülersprechers