Lernort Bauernhof Thüringen
„Wenn Erfahrungs-Lernen in der realen Landwirtschaft stattfindet, ist es ein Lernen am Leben selbst, das durch und durch echt ist und sich an den dortigen Situationen entwickelt“ (Claudia Klebach, Olaf Keser-Wagner; Erfahrungsfeld Bauernhof)
Allgemeines
Bauernhöfe sind lebendige Lernorte –Kinder und Jugendliche können erleben, wo unsere Lebensmittel herkommen; wie die Milch zum Käse wird und das Korn zum Brot. Nur wer die Landwirtschaft erlebt, lernt die Arbeit kennen und zu schätzen.
Kinder müssen die Möglichkeit haben, wieder „echte“ Erfahrungen und „echtes“ Wissen über die Landwirtschaft zu erlangen: woher kommt ihr Essen und wieviel Arbeit steckt darin. Am besten geht das direkt auf einem landwirtschaftlichen Betrieb, im Rahmen einer Hofführung und der Mitarbeit bei Prozessen des Betriebsalltags.
Von eintägigen Ausflügen bis zu mehrtägigen Klassenfahrten kann die Vielfalt der heimischen Landwirtschaft erlebt werden. Vom modernen Traktor und Mähdrescher, zum Milchviehstall mit Milchgewinnung und Kälberaufzucht, vom Schweinestall und Hühnerstall bis auf den Acker können Kinder aller Altersklassen die Landwirtschaft erkunden.
Warum lohnt sich ein Bauernhofbesuch?
Durch eine Sinnesüberlastung durch Medien, Werbung, Technik und einer permanenten Informationsflut vor allem beim Hören und Sehen werden andere Sinne wie Tasten, Gleichgewicht und Bewegungssinn kaum angesprochen. Jedoch sind die Sinne das Tor zum Inneren des Menschen. Speziell die aktive Wahrnehmung der Umgebung ist von großer Bedeutung: die bewusste und intensive Konzentration auf nur einen oder wenige Sinne wirkt zentrierend und lässt zur Ruhe kommen. Dies scheint auf den ersten Blick auf einem Bauernhof mit seinen vielen verschiedenen und neuen Eindrücken nicht möglich. Jedoch nach einer aktiven Erkundung des Geländes können einzelne Themen näher betrachtet und den Kindern intensiv vermittelt werden. Beim eigenen Entdecken, Erforschen, Erfahren geht die Energie von den Kindern aus, dies sorgt dafür, dass das Wissen viel tiefer aufgenommen wird.
- Neue Eindrücke: Die fremde Umgebung mit ihrer Vielfältigkeit weckt Neugier und den Drang, zu entdecken.
- Authentische Erfahrung: Der Bauernhof ist kein „künstlicher“, auf Kinder zugeschnittener Ort, sondern eine reale Lebenswelt voller produktiver Vorgänge, die erfahren, und Abenteuer, die erlebt werden können.
- Ganzheitliche Sinneserfahrung: Auf dem Lernort Bauernhof werden viele Sinne gleichzeitig beansprucht. Man hört neuartige Geräusche, riecht fremde Gerüche, fühlt verschiedene Materialien und Oberflächen, schmeckt frische Naturalien etc.
- Motivierendes Setting: Aktive, sinnvolle und nachvollziehbare Aufgaben und Tätigkeiten motivieren auch zurückhaltende Kinder zur Beteiligung. Man schlüpft in die Rolle der/des „Landwirtin/es für einen Tag“
- Selbstwirksamkeit: Das Tun hier ist im Idealfall nah an den realen Tätigkeiten der Mitarbeiter des Hofs, man erledigt „echte“ Aufgaben und erkennt unmittelbar Ergebnisse und Wirkungen des eigenen Handelns, vor allem im Umgang mit Tieren. Am Ende geht man mit der Überzeugung, etwas Sinnvolles getan, etwas „geschafft“ zu haben.
- „Vom Handeln zum Lernen“: Wenig Theorie, viel Aktion – die Kinder tun alle Dinge selbst durch Nachahmung eines professionellen Vorbilds, und durch das eigene Tun lernen sie, gemäß der chinesischen Weisheit: „Erkläre es mir, und ich werde vergessen. Zeige es mir, und ich werde es mir vielleicht merken. Lass es mich tun, und ich werde begreifen.“
- Neue Stärken: Viele Kinder entdecken hier bisher unbekannte eigene Fähigkeiten und wachsen durch diese Erkenntnis. Schulisch „Schwächere“ blühen im bauernhof-pädagogischen Kontext oft geradezu auf, finden neue Motivation und erkennen bisher unbedachte Perspektiven für sich selbst.
- Heilsame Begegnungen: Auch wenn man es zunächst nicht vermutet, so bietet gerade die Begegnung mit Hoftieren einen „niedrigschwelligen“ Zugang für Menschen mit Behinderungen oder Defiziten – vor allem weil Tiere keine Vorurteile haben.
- Nachhaltigkeit: Durch das Staunen, Spüren, Entdecken und Erfahren bleibt der Ausflug noch lange in Erinnerung, vielleicht ein Leben lang.