"Arisierung" in Thüringen
Zur Projektgeschichte:
Die studentische Projektgruppe Geschichte der "Arisierung" in Thüringen am Historischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena unter der Leitung der Historikerin Dr. sc. Monika Juliane Gibas gründete sich im Herbst 2005. Das Projekt hatte sich die Aufgabe gestellt, dieses bislang für den Raum Thüringen noch weitgehend unerforschte Kapitel der Geschichte der nationalsozialistischen Judenpolitik durch eigene Forschungsbeiträge zu erhellen. An konkreten Fallbeispielen sollte gezeigt werden, wie auch hier die vor allem antisemitisch orientierte Rassenpolitik in der deutschen Gesellschaft nach 1933 rasch Raum griff und eine verhängnisvolle Dynamik von sozialer Ausgrenzung, Zerstörung jeglicher wirtschaftlicher Existenzgrundlagen, der totalen finanziellen Ausraubung und schließlich der physischen Vernichtung der zu "Volksfeinden" erklärten Thüringer Bürger mit jüdischen Wurzeln funktionierte.
Die Arbeit der Projektgruppe begann zunächst im Rahmen einer gleichnamigen Lehrveranstaltung, die am Historischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität im Herbstsemester 2005 als Übung zur Einführung in die Archivarbeit angeboten wurde. Ergebnis dieser ersten Arbeitsphase waren neben Haus- und Staatsexamensarbeiten vor allem eine zweibändige Quellensammlung zum Thema, die im Herbst 2006 in der Reihe "Quellen zur Geschichte Thüringens" der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen erschien. 2008 erschien ein Band mit Lebensgeschichten Thüringer Juden, die Opfer der "Arisierung" wurden sowie ein Quellenband zur Geschichte des Novemberpogroms 1938 in Thüringen.
Aus Anlass des 70. Jahrestages der Pogromnacht konnte am 6. November 2008 im Erfurter Landtag eine auf dieser Forschungsarbeit basierende Wanderausstellung zur "Arisierung" in Thüringen der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Die Ausstellung wanderte ab Januar 2009 bis Mai 2012 durch Thüringen. Seit 9. September 2013 ist sie in Bad Berka im Thillm zu sehen. Der Katalog zur Ausstellung und ein Abschlussband zum Gesamtprojekt, in dem auch erste Schülerprojekte vorgestellt werden, sind im Leipziger Universitätsverlag in den Jahren 2009 und 2013 erschienen. Das Projekt entstand in enger Kooperation mit der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, den Thüringischen Staatsarchiven und der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen.
Zum Thema:
In den Jahren ab 1933 wurden, wie überall im Dritten Reich, auch im Land Thüringen jüdische Bürger als "Volksfeinde" denunziert, aus Wirtschaft und Gesellschaft schrittweise ausgegrenzt, damit ihrer sozialen und ökonomischen Lebensmöglichkeiten und ihres Eigentums beraubt. Sie wurden mittellos aus dem Lande getrieben und schließlich in ihrer Mehrzahl in den Massenvernichtungslagern des NS-Regimes ermordet. Das Projekt will zeigen, wie dieser Ausgrenzungs-, Verdrängungs- und Vernichtungsprozess der jüdischen Minderheit vonstatten ging, die doch bis 1933 zumeist gut im gesellschaftlichen Leben Thüringens integriert war und seit vielen Jahrzehnten auf den verschiedensten Gebieten ihren Beitrag zur kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes geleistet hatte.
Die Ausstellung will vor allem den Opfern ein Gesicht geben, will ihre Geschichten erinnern. Sie will aber auch zeigen, wer die Täter und Nutznießer dieser menschenverachtenden Politik waren, will die Mechanismen und Netzwerke der Judenpolitik im NS-Gau Thüringen ausleuchten. Das geschieht anhand konkreter Fallbeispiele der "Arisierung" von Unternehmen aus verschiedenen Städten und Gemeinden Thüringens. Neben großen Städten wie Erfurt, Jena, Gera, Saalfeld und Nordhausen werden auch kleinere Ortschaften in den Blick genommen, wie Apolda oder Pößneck.
Zu den Lernobjekten:
In der Mediothek des Thüringer Schulportals stehen alle Materialien, die in der Ausstellung gezeigt werden, zum Herunterladen bereit. Die bereits verfügbaren Materialien sind in Folge aufgeführt.