Unterricht
Politische Bildung und Demokratieerziehung zielen auf Kompetenzentwicklung mit dem Ziel, dem Individuum zu ermöglichen, soziale Prozesse als handelndes Subjekt bewusst, zielstrebig und kompetent mitzugestalten, eigenverantwortlich politisch zu handeln.
Kompetentes Handeln geschieht nicht zuletzt auch auf der Basis entsprechender sachlicher Kenntnisse und methodischer Fähigkeiten. Deshalb ist und bleibt natürlich der Unterricht eine wichtige Instanz politischer Bildung.
Dies betrifft zum einen die Fächer der gesellschafts- und humanwissenschaftlichen Fächergruppe.
Letztlich sind politische Bildung und Demokratieerziehung aber Aufgabe aller Fächer.
Neben Sozialkunde sind Geschichte, Geografie, Religionslehre, Ethik und die Fächer des Bereiches Arbeit- Wirtschaft- Technik durch viele Schnittmengen mit dem Politischen gekennzeichnet.
Demokratieerziehung und Vermittlung demokratiegeschichtlichen Wissens ist fest in den Thüringer Lehrplänen verankert.
Neben inhaltlichen Aspekten ist aber auch die Frage nach der Form des Unterrichtes zu stellen.
Aus dem Beitrag "Kooperatives Lernen und Demokratie" von Kathy und Norm Green geht hervor, dass die Ziele politischer Bildung nur dann erreichbar sind, wenn kooperative Lernformen verstärkt Eingang finden.
Zitat:
Die Hauptaufgabe eines Erziehungssystems in jeder Demokratie besteht darin, dass Schülerinnen und Schüler ihre Rollen als Staatsbürger wahrnehmen können. Das Wissen und die demokratischen Gewohnheiten, die wir für unsere Schülerinnen und Schüler heute bereit halten, werden darüber bestimmen, ob wir als Demokratie erfolgreich sein werden oder versagen, wenn diese Schülerinnen und Schüler beginnen, unsere Zukunft zu planen...
Das, was wir tun, sagt mehr aus, als das, was wir sagen. Wie können wir Schülerinnen und Schüler darauf vorbereiten, unterschiedliche Meinungen wahrzunehmen, zu respektieren und zu bewerten, wenn wir auf Unterrichtsmethoden vertrauen, in denen der Lehrer am meisten redet? Wenn die Schüler-Schüler- Interaktion nur gelegentlich und als Ausnahme erfolgt, können wir nicht darauf hoffen, eine Schülergeneration zu erschaffen, die auf Demokratie vorbereitet ist.
Wie können wir Schülerinnen und Schüler vorbereiten, zu Entscheidungen zu gelangen, die auf den Bedürfnissen aller basieren, wenn wir Unterrichtsmethoden benutzen, bei denen der Lehrer alleine entscheidet, was und wie gelernt wird, wie bewertet wird und welche Regeln für das Verhalten in der Klasse gelten? ...
Merkmale einer demokratischen Denk-Umgebung im Unterricht (OECD)
- Es gibt die Freiheit, dagegen zu sein.
- Denkstrategien werden einzeln eingeführt und in die Inhalte eingearbeitet.
- Es gibt eine Balance von Inhalt und Prozess.
- Denken gehört zur Unterrichtskultur.
- Jeder hat die Gelegenheit, Probleme aufzuwerfen und Fragen zu stellen, die gelöst werden sollen.
- Interaktion und Dialog werden fortgeführt.
- Es gibt Zeit zum Nachdenken.
- Es gibt ein Bewusstsein für Denkprozesse.
- Denkgewohnheiten werden durch die Lernumgebung vorgemacht.
- Es gibt den Glauben an den Respekt vor dem Anderen.
- Schülerinnen und Schüler werden mit Denkaufgaben beschäftigt, die nach Aktion verlangen. ...
Zitat Ende
Demokratiepädagogik kann und soll dazu beitragen, den Unterricht so weiter zu entwickeln, dass Schülerinnen und Schüler auf dem Weg zum eigenverantwortlichen und kompetenten demokratischen Handeln Begleitung und Unterstützung finden.
Hier können einfließen:
- Ideen und Erfahrungen aus der Praxis für die Praxis
- Ideen und Erkenntnisse aus der Wissenschaft
- Angebote von Partnern
Hinweise:
Neben dem Fachunterricht sollen hier auch offene Unterrichtsformen, Projektarbeit, thematisch orientierte Klassenfahrten usw. betrachtet werden. Es sollte künftig auch für den Bereich der politischen Bildung und der Demokratieerziehung gelten, dass jede Schülerin und jeder Schüler auf der Basis der individuellen Handlungsvoraussetzungen entsprechend auch individuell zu fördern ist.