Freie und offene Bildungsmedien
Was sind Open Educational Resources (OER)?
Sinngemäß übersetzt kann man OER als freie und offene Bildungsmaterialien bezeichnen. Als mögliches Nutzungsszenario soll das folgende Beispiel dienen:
Frau Sommer möchte mit ihrer Klasse Bauwerke und Bauberufe des Mittelalters behandeln. Dazu recherchiert sie in der Mediothek des Thüringer Schulportals nach geeigneten Materialien, sichert eine Auswahl an Lernobjekten mit Hilfe der Warenkorbfunktion „Meine Mediothek" und lädt sich das Materialpaket (Videos, Abbildungen, Infotexte und Arbeitsblätter) auf ihren Rechner. Die unter einer offenen Lizenz stehenden Texte und Aufgaben passt Frau Sommer an die Bedürfnisse ihrer Klasse und ihres Unterrichtszieles an. Da ihr Kollege Herr Winter dieses Thema ebenfalls mit seiner Klasse bearbeiten möchte, leitet sie ihm die von ihr angepassten Materialien weiter und nennt ihm den Link zu den Lernobjekten mit den Videos.
OER als Empfehlung der UNESCO
Open Educational Resources (OER) sind also Bildungsmaterialien jeglicher Art und in jedem Medium, die unter einer offenen Lizenz veröffentlicht werden. Eine solche offene Lizenz ermöglicht den kostenlosen Zugang sowie die kostenlose Nutzung, Bearbeitung und Weiterverbreitung durch Andere ohne oder mit geringfügigen Einschränkungen. Dabei bestimmen die Urheber selbst, welche Nutzungsrechte sie einräumen und welche Rechte sie sich vorbehalten.
Open Educational Resources können einzelne Materialien aber auch komplette Kurse oder Bücher umfassen. Jedes Medium kann verwendet werden. Lehrpläne, Kursmaterialien, Lehrbücher, Streaming-Videos, Multimediaanwendungen, Podcasts – all diese Ressourcen sind OER, wenn sie unter einer offenen Lizenz veröffentlicht werden.
Die UNESCO hat den Begriff "Open Educational Resources" geprägt. Sie sieht in OER eine Chance zur Förderung von Wissensgesellschaften und zur Förderung von Bildung für alle Menschen weltweit. OER verfügen über das Potenzial, Bildungsqualität zu verbessern sowie Dialog, Verbreitung von Wissen und Kapazitätsaufbau zu fördern.
Im Juni 2012 fand der erste UNESCO-Weltkongress zum Thema OER in Paris statt, auf dem rund 400 Regierungsmitglieder, Experten aus der Praxis und Wissenschaftler über Chancen und Herausforderungen von OER diskutierten. Die Abschlusserklärung ("Pariser Erklärung zu OER") dieser Expertenkonferenz empfiehlt den Mitgliedstaaten eine Förderung des Konzepts OER.
Text: Deutsche UNESCO-Kommission (DUK)
Lizenz: CC BY-NC-SA 3.0 DE
Bund-Länder-Bericht zu OER
Am 27.01.2015 wurde von der Kultusministerkonferenz (KMK) der „Bericht der Arbeitsgruppe aus Vertreterinnen und Vertretern der Länder und des Bundes zu Open Educational Resources (OER)" veröffentlicht. Die Arbeitsgruppe aus Vertretern des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Kultusministerkonferenz (KMK) positioniert sich positiv zum Thema OER und gibt Empfehlungen, beispielsweise auf Seite 8 des Berichtes als „vorrangige Maßnahme den Aufbau einer neuen bzw. die Unterstützung bereits bestehender Plattformen im Internet, auf der Verweise zu verschiedenen OER-Quellen und, falls sinnvoll, auch OER-Materialien gebündelt bereitgestellt, gefunden und heruntergeladen werden können".
Mapping OER – Bildungsmaterialien gemeinsam gestalten – und Praxisrahmen OER
Ziel des Projektes Mapping OER (Laufzeit von April 2015 bis Februar 2016) war die überdisziplinäre Vernetzung von Akteurinnen und Akteure sowie das Setzen von Impulsen für die verschiedenen Bildungsbereiche. Besondere Bedeutung hatte dabei immer ein starker Bezug zur Praxis.
Als finales Produkt von Mapping OER entstand der Praxisrahmen für Open Educational Resources (OER) in Deutschland. Neben der Darstellung der Projektergebnisse benennt der Praxisrahmen Herausforderungen und Perspektiven der vier Bildungsbereiche Schule, berufliche Bildung, Hochschule und Weiterbildung. Er nennt Handlungsfelder und gibt praxisnahe Lösungsansätze für die Weiterentwicklung von OER in Deutschland.
Zentrale Themenschwerpunkte im Praxisrahmen sind Lizenzierung und Rechtssicherheit, Qualitätssicherung, Qualifizierungsmodelle für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sowie Finanzierungs- und Geschäftsmodelle.
Eine kurze Zusammenfassung des Inhaltes und einen ersten Überblick gibt das Executive Summary zum Praxisrahmen für Open Educational Resources (OER) in Deutschland.
Selbstverpflichtung der Landesbildungsserver und des Deutschen Bildungsservers zum Thema Open Educational Resources (OER) - offene Bildungsmedien
In Folge der Tagung der Redakteure der Landesbildungsserver und des Deutschen Bildungsservers am 13. April 2016 in Ludwigsfelde wurde ein Dokument zum Thema Open Educational Resources (OER) veröffentlicht, welches den Weg zu einer intensiveren Beschäftigung mit diesem Thema im schulischen Bereich öffnen soll. In dem Dokument werden Ausgangslage und Ziel, das Selbstverständnis und die nötige Unterstützung für die Entwicklung von Open Educational Resources beschrieben.