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Leitideen des Schulsports

Leitideen des Schulsports

Alle Fächer in den Thüringer Lehrplänen werden auf der Grundlage eines Fachlehrplans unterrichtet, dessen fachliche Ziele vom Lernkompetenzmodell aus bestimmt und beschrieben werden. Im Mittelpunkt der Entwicklung von Lernkompetenzen stehen Methoden-, Selbst- und Sozialkompetenz, die in jedem Fach fachspezifisch und an konkreten Inhalten entwickelt werden und somit nicht von der Sachkompetenz (fachspezifische Kompetenzen) zu lösen sind. Grundsätzlich weisen Lernkompetenzen über das Fach hinaus. Lehrpläne Sport

Der Schüler entwickelt Sachkompetenz, indem er z. B.
  • seine körperlich-sportliche Leistungsfähigkeit verbessert,
  • lernbereichsspezifische motorische Fähigkeiten vervollkommnet
  • lernbereichsspezifisches Wissen erwirbt und nachweist
  • ...

Der Schüler entwickelt Methodenkompetenz, indem er z. B.
  • sportrelevante Problemstellungen sachgerecht analysiert und Lösungsstrategien entwickelt
  • Lernstationen, -arrangements und ausgewählte Unterrichtsteile selbstständig, ziel- und zweckgerichtet plant, nutzt und leitet
  • ...



Der Schüler entwickelt Sozialkompetenz, indem er z. B.

  • sportive Handlungen aus der Perspektive von anderen betrachtet
  • in kooperativen Arbeitsformen lernt und in Übungs- und Wettkampfsituationen verantwortungsvoll handelt
  • ...
Der Schüler entwickelt  Selbstkompetenz, indem er z. B.
  • sich selbst Arbeits- und Verhaltensziele setzt,
  • seine sportliche Leistungsentwicklung einschätzt und dokumentiert
  • ...


Für eine erfolgreiche Kompetenzentwicklung im Sportunterricht stellen sich aus didaktischer Sicht die Fragen:

  • WOZU soll gelehrt werden? (Frage nach den Zielen der Kompetenzentwicklung)
  • WAS soll gelehrt werden? (An welchen Inhalten sollen Kompetenzen entwickelt werden)
  • WIE soll es gelehrt werden? (Art des Vorgehens, Methoden)
  • WOMIT soll gelehrt werden? (Unterrichtsmaterialien)

Der Schulsport in Thüringen wird bestimmt durch eine körperlich-sportliche Grundbildung für alle Schüler. Der Schüler entwickelt seine Kompetenzen mit dem Ziel der Handlungsfähigkeit im und durch Sport.

Die Sportlehrpläne sind durch ein erweitertes Sportverständnis geprägt. Dieses impliziert verschiedene Sinngebungen des Sports (Mehrperspektivität) und bereichert traditionelle Lernbereiche durch neue Inhalte, die didaktisch aufbereitet werden. Ein ausgewogenes Maß an Verbindlichkeit und Offenheit wird angestrebt. Als verbindlich gelten die Ziele und Aufgaben des Sportunterrichts, die sich im ganzheitlichen Kompetenzmodell widerspiegeln.

Der Lehrplan Sport der Thüringer Grundschule orientiert in der Schuleingangsphase auf die Schulung senso- und psychomotorischer Fähigkeiten, Förderung der Wahrnehmungsleistungen und Körper-, Material- und Sozialerfahrungen. Die Ausprägung grundlegender Bewegungsfertigkeiten sowie körperlicher Fähigkeiten in Klassenstufen 3/4 der Grundschule stellen die Lernausgangslage für die ab Klassenstufe 5 zu unterrichtenden Lernbereiche dar.

Schuleingangsphase Klassenstufe 3/4  Klassenstufen 5 - 12
  • Förderung von Wahrnehmungsleistungen
  • Entwicklung von Körper-, Sozial- und Materialerfahrungen
  • Grundformen der Bewegung
  • Spielen
  • Turnen
  • Laufen - Springen - Werfen
  • Schwimmen
  • Tanzen und Gestalten
  • Eis- und Skilaufen
  • Inline Skating
  • Federball
  • Gesundheit und Fitness
  • Sportspiele
  • Gerätturnen
  • Leichtathletik
  • Schwimmen
  • Rhythmik und Tanz
  • Zweikampfsportarten
  • Wintersport

 

Die Lernbereiche in den Klassenstufen 5-12 folgen einer Sportartenorientierung, da das Kulturgut Sport primär durch solch eine Systematik geprägt ist. Lebenslanges Sporttreiben impliziert einen Sportartenbezug. In den Lernbereichen sind die Sportarten didaktisch reduziert und zugleich hinsichtlich der Sinngebungen erweitert ohne ihre Struktur zu zerstören.

Im Sportunterricht der beruflichen Schulen wird eine Handlungsfähigkeit im und durch Sport angestrebt, die durch gesundheitsförderndes Handeln im Zusammenhang mit spezifischen Anforderungen des Berufsalltages gekennzeichnet ist. Der Lehrplan ist in zwei Lernfelder gegliedert:

1.    Bewegungen und Körperhaltungen im Berufsalltag
2.    Schul- und Freizeitsportarten

Jeder Lehrplan bleibt ein administrativ-theoretisches Konstrukt, wenn es nicht durch den Lehrer umgesetzt wird. Erst im tagtäglichen Sportunterricht, den der Sportlehrer mit seinen Schülern gestaltet, können sich die Intentionen des weiterentwickelten Sportlehrplans bewähren. Dies bedeutet, dass jeder Lehrer, bei der Gestaltung des Sportunterrichts dem erweiterten Sport- und Leistungsverständnis Rechnung tragen, über sein Rollenverständnis neu nachdenken und die Individualität des Schülers in Mittelpunkt seines Handelns stellen muss.
Bezogen auf die Organisation und Gestaltung des Sportunterrichts trifft die Fachkonferenz im Sinne der in der Schulordnung festgelegten Aufgaben lehrplankonforme Entscheidungen und übernimmt eine hohe Verantwortung für die Entwicklung von Kompetenzen im Fach Sport.
Dies betrifft z. B.:

  • systematische, sachgerechte, kumulative, schülerorientierte und reflexive Gestaltung des Unterrichts planen und umsetzen
  • Lehrplanvorgaben in den Kontext innerschulischer Zielstellungen einbinden (SchiLLP)
  • Grundsätze der Leistungseinschätzung formulieren

Jeder einzelne Schüler hat das Recht und die Pflicht auf Mitgestaltung von Sportunterricht, von der Auswahl der Ziel-Inhalt-Methode-Relation bis zu Lernkontrollgegenständen. Das heißt für die Schüler gemeinsam mit dem unterrichtenden Lehrer Sinngebungen von Sport zu erproben, über frei wählbare Inhalte zu entscheiden, individuelle methodische Zugänge zu verlangen sowie individuelle Leistungen in die Benotung einzubringen.
Begleitet wurden und werden die Lehrer bei der praktischen Arbeit mit den neuen Lehrplänen mit zentralen und regionalen Fortbildungsangeboten sowie mit unterstützenden Materialien (Impulsbeispiele), die in der  Mediothek des Thüringer Schulportals eingestellt sind.

Gesundheitsförderung

Gesundheitsförderung ist wohl eine der selbstverständlichsten Zielstellungen von Schule und Sportunterricht. Dennoch geraten mit dieser Zielstellung Fragen in den Focus, die über die Definition von Gesundheit hinausgehen.

Schule kann nicht alle gesellschaftlichen Probleme lösen, aber im und durch Sportunterricht, der alle Schüler erreicht, besteht die Möglichkeit Schüler auf der Grundlage alters- und fachspezifischen Wissens zu befähigen, die Entscheidungen zu treffen, die ihre Gesundheit positiv beeinflussen.

Schulsport ist die erste Stufe der betrieblichen Gesundheitsvorsorge
Prof. Dr. Holger Gabriel, Friedrich Schiller Universität Jena

Nachfolgende Positionen bilden die Grundlage für die gesundheitsorientierte schulartenübergreifende Ausrichtung der Thüringer Lehrpläne für das Fach Sport und für ein umfassendes schulisches Konzept zur Gesunderhaltung und gesunden Lebensweise:

  • Gesundheit, Gesundheitsförderung und gesundheitsbezogene Fitness sind zentrale gesellschaftliche Anliegen, die aufgrund der sich rasant ändernden Lebenswelt von hoher Relevanz sind.
  • Gesundheit ist ein dynamischer Gleichgewichtszustand zwischen alltäglichen Anforderungen (z. B. in Schule, individuellen Bedürfnissen, Risikofaktoren) und Ressourcen (z. B. saubere Umwelt, Fitness, positives Selbstkonzept), der auf körperlicher, psychischer und sozialer Ebene zwischen den Polen "zurzeit gesund" und "zurzeit krank" pendeln kann.
  • Bewegung und Sport bieten einen einzigartigen Zugang zum Thema Gesundheit und sind im Schulsport ausdrücklich als Allgemeinbildung zu verstehen.
  • Gesundheitsförderung zielt auf Gesundheitswirkungen:

         - Stärkung der physischen Gesundheitsressourcen - Fitness und
         - psychosozialen Ressourcen (u. a. Selbstkonzept, sozialer Rückhalt, Bestimmtheit),
         - Verminderung von Risikofaktoren,
         - Bewältigung von Beschwerden.

  • Gesundheitsförderung zielt auf Gesundheitsverhalten:

      - Menschen zu befähigen, Kontrolle über ihre eigene Gesundheit auszuüben,
      - Kompetenzen zu vermitteln, die das gesundheitsgerechte Sporttreiben sichern.
     
  • Gesundheitsförderung zielt auf Gesundheitsverhältnisse: Optimierung der gesellschaftlichen Bedingungen und der Umweltbedingungen für die Gesundheit (Brehm & Bös, 2006; Kickbusch, 2003; Kottmann & Küpper, 1991; WHO, 1986).

Für alle Klassenstufen und Lernbereiche im Fach Sport sind diese Aspekte mitgedacht. Die für die Klassenstufen 9-12 entwickelten verbindlichen Zielbeschreibungen im Lernbereich Gesundheit und Fitness werden somit einem wichtigen gesellschaftlichen Anliegen gerecht.

Ich beschäftige mich nicht mit dem, was getan worden ist. Mich interessiert, was getan werden muss.
Marie Curie, polnisch-französische Chemikerin, Physikerin und zweimalige Nobelpreisträgerin (1867-1934)


Schulentwicklung unter dem Aspekt der Gesundheitsförderung und zwar durch die Stärkung salutogeneser Ressourcen zu gestalten, wird Aufgabe und Ziel der nächsten Jahre sein müssen. Alle an Schule Beteiligten profitieren von den Merkmalen gesunder Schule:

  • partizipativer Führungsstil (flache Hierarchien, Vertrauen, Transparenz von Entscheidungen, Wertschätzung.)
  • prozessorientierte Arbeitsorganisation (Konzepte, Strategien, Teamarbeit, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten,.)
  • institutionalisierte Gesundheitsförderung (Selbstwertgefühl und -vertrauen, psychisches Wohlbefinden, Motivation, Lern- und Arbeitszufriedenheit, Identifikation mit Schule, soziale Kompetenzen, körperliche Gesundheit,.)
  • gesundheitsförderlicher Lebensstil (Rhythmisierung des Schulalltages, Ernährung, Bewegung, Genussmittel, Lärm.- und Reizminimierung, ..)

Individuelle Förderung
Individuelle Förderung der Schüler ist ein durchgängiges Prinzip des Lehrens und Lernens sowie außerunterrichtlicher Angebote. Jeder Schüler hat das Recht, eine seiner Befähigung und Leistung entsprechende schulische Bildung und Förderung zu erhalten (ThürSchulG §25). Die Begabungen werden in besonderer Weise gefördert. Neben unterrichtsbegleitenden und -ergänzenden Maßnahmen zur Begabungsförderung an jeder Schule gibt es in Thüringen weitere Angebote. Im Interesse einer hohen Wirksamkeit der individuellen Förderung sind die Möglichkeiten im Unterricht sowie im außerunterrichtlichen bzw. außerschulischen Bereich zu nutzen.

Schülerorientiertes Unterrichten im Sinne von Begabungsförderung impliziert das Erkennen vorhandener Anlagen und Neigungen, die gezielte Unterstützung der Entwicklung motorischer Fähigkeiten sowie das "Bewusstmachen" vorhandener Stärken beim Schüler. Zusätzliche Fördermaßnahmen für den einzelnen Schüler sind fester Bestandteil eines differenziert gestalteten Unterrichts in allen Klassenstufen.

Grundsatz einer gezielten Begabtenförderung im Sport ist ein abgestimmtes Handeln von Vertretern des Bildungsbereiches mit den Trägern des freien Sports und den Eltern. Für Schüler mit erkennbaren sportlichen Begabungen sind weitere Sichtungsmaßnahmen (Wettbewerbe, Tests, Sportfeste, sportartübergreifende Sichtungsgruppen u. a.) als geeignete Verfahren in Vorbereitung einer gezielten Förderung zu schaffen. Außerunterrichtliche Formen können die Begabtenförderung unterstützen. Eine leistungsorientierte Förderung von Schülern setzt in der Regel die Kooperation mit Sportvereinen voraus.
Notwendige Voraussetzungen für eine gezielte Begabtenförderung im Sport ist eine qualitativ verbesserte Kommunikation innerhalb der Lehrerschaft und mit den Eltern

  • mit Blick auf die Persönlichkeitsentwicklung des Schülers,
  • zur Absicherung von Anforderungen, die sich aus zusätzlichen Belastungen von Fördermaßnahmen ergeben und
  • zur inhaltlichen Abstimmung zwischen Schule und Sportverein zur Gestaltung konkreter Vereinbarungen (gemeinsame Maßnahmen, konkrete Absichten zur Begabtenförderung).

Eigenverantwortliche Schulen können mit der Einrichtung von sportorientierten Klassen, die im Rahmen der flexibilisierten Stundentafel und/oder des Profilbereichs der Regelschule bzw. im Wahlpflichtbereich am Gymnasium nach schulinternem Lehrplan unterrichtet werden, Schüler mit sportlichen Begabungen in besonderer Weise fördern.
Eine spezifische Chance und Möglichkeit der individuellen Förderung für Schüler mit motorischen Leistungsmängeln, Haltungsschwächen und psychischen Auffälligkeiten bietet der Sportförderunterricht als zusätzliche Möglichkeit zum Sportunterricht an den Schulen (ThürSchulO, § 47).

Berufswahlvorbereitung
Die Berufswahlvorbereitung ist ein wichtiger Bestandteil des Bildungs- und Erziehungsauftrags, in dessen Rahmen die Schule in Zusammenarbeit mit Eltern und außerschulischen Partnern junge Menschen befähigt, eine für sie weitreichende Entscheidung zu treffen.
Der Schulsport leistet im Sinne einer Vorbereitung auf das Berufsleben einen Beitrag, indem Schüler,

  • die richtige Entscheidung für ihre Gesundheit treffen,
  • psychische und psychosoziale Gesundheitsressourcen entwickeln und Gesundheitsrisiken vorbeugen oder
  • ihre individuelle Leistungsfähigkeit zur Bewältigung von Beanspruchungen im Berufsalltag einschätzen, weiterentwickeln und erhalten können.

Im Lernbereich Gesundheit und Fitness in den Sportlehrplänen für Regelschulen und Gymnasien, im Lernfeld Bewegungen und Körperhaltungen im Berufsalltag in den Lehrplänen für das Fach Sport an Berufsbildenden Schulen sind Ziele  formuliert, die diesem hohen Anspruch gerecht werden können. Ihre unterrichtspraktische Umsetzung wird durch entsprechende Fortbildungen, sowie mit den dafür entwickelten Begleitmaterialien unterstützt.

Das Kulturgut Sport lässt sich in Vereinen, über soziale Einrichtungen, im Rahmen von Touristik-Angeboten, bei kommerziellen Anbietern oder aber auch informell, fast immer und überall ausüben. Menschen können entsprechend ihren Wünschen und den für sie wichtigen Sinngebungen, Sport treiben. Sport erfährt eine Bedeutungszunahme somit auch als Wirtschaftsfaktor. Damit ändern sich Anforderungen vorhandener Berufsbilder, neue entstehen.
Die im und durch Sport erlebte Sozialisation kann für die Entwicklung von persönlichen Berufsvorstellungen bedeutsam sein. In einem immer größerer werdenden Feld möglicher beruflicher Tätigkeiten - ob als Sportlehrer an Schulen oder im Freizeit- und Gesundheitssport, in Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen oder im kommerziellen Freizeitsport, im Behindertensport, Sportmanagement oder in Medien - Schüler benötigen bei ihren Überlegungen zur Berufswahl Unterstützung, um aus der Vielfalt beruflicher Tätigkeiten auf dem Gebiet des Sports die richtige Entscheidung zu treffen.

 

Impulsbeispiele und Lehrpläne


Lehrplan Sport, Gymnasium (2016)
(öffentlich) weiterentwickel...
Online-Medium (2016)

Lehrplan Sport, Grundschule
(öffentlich) 2010
Online-Medium (2010)

Lehrplan Sport, Regelschule 2017
(öffentlich) weiterentwickel...
Online-Medium (2017)

Sport - Entwicklung grundlege...
(öffentlich) Impulsbeispiel ...
Online-Medium (2011)

Sport - Spielen - Klassenstuf...
(öffentlich) Impulsbeispiel ...
Online-Medium (2011)

Lehrplan Sport für berufsbild...
(öffentlich) Lehrplan für meh...
Online-Medium (2003)

Sport - Der Cooper-Test, ein T...
(öffentlich) Impulsbeispiel ...
Online-Medium (2012)

Sport – Laufen - Springen - We...
(öffentlich) Impulsbeispiel ...
Online-Medium (2011)

Sport - In die Weite springen ...
(öffentlich) Impulsbeispiel ...
Online-Medium (2011)

Sport - Spiele mit dem Rollbret...
(öffentlich) Impulsbeispiel ...
Online-Medium (2011)
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Ansprechpartner

Thüringer Institut für
Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (ThILLM)

Heinrich-Heine-Allee 2-4
99438 Bad Berka