Alltag im 20. Jahrhundert. Zeitzeugen aus Thüringen erzählen.
Kurzinhalt:
Mit der Errichtung der „Berliner Mauer“ am 13. August 1961 änderte sich das Leben vieler Menschen in der DDR, aber auch in der damaligen Bundesrepublik und vor allem in West-Berlin ganz grundsätzlich. Die Teilung Deutschlands wurde zementiert, die bis 1961 noch bestehende Möglichkeit, sich für ein Leben im östlichen oder westlichen Teil Deutschlands zu entscheiden, gab es nicht mehr, und auch der „Himmel war geteilt“ (Christa Wolf). Kurzzeitige wirtschaftliche Reformversuche in der DDR wurden abgebrochen, das 11. Plenum der SED 1965 verurteilte scharf künstlerische Aufbrüche in Literatur und Film. Ab 1971 setzte sich eine Form von Staatssozialismus durch, die durch zentralistische Wirtschaft und „paternalistische“, Dankbarkeit erwartende, „Fürsorge“ gekennzeichnet war. Anders denkend und lebend Wollende gerieten in Schwierigkeiten mit dem politischen und Sicherheitssystem der DDR.
Produzent Verein für Kunst, Kultur und Kommunikation (KuKuK, e.V.) Jena, vertreten durch Torsten Cott und Dietmar Ebert in Kooperation mit dem Offenen Hörfunkkanal Jena e.V.
Herausgeber Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien Heinrich- Heine-Allee 2-4 99438 Bad Berka www.thillm.de www.schulportal-thueringen.de
Inhalt Mit der Errichtung der „Berliner Mauer“ am 13. August 1961 änderte sich das Leben vieler Menschen in der DDR, aber auch in der damaligen Bundesrepublik und vor allem in West-Berlin ganz grundsätzlich. Die Teilung Deutschlands wurde zementiert, die bis 1961 noch bestehende Möglichkeit, sich für ein Leben im östlichen oder westlichen Teil Deutschlands zu entscheiden, gab es nicht mehr, und auch der „Himmel war geteilt“ (Christa Wolf). Kurzzeitige wirtschaftliche Reformversuche in der DDR wurden abgebrochen, das 11. Plenum der SED 1965 verurteilte scharf künstlerische Aufbrüche in Literatur und Film. Ab 1971 setzte sich eine Form von Staatssozialismus durch, die durch zentralistische Wirtschaft und „paternalistische“, Dankbarkeit erwartende, „Fürsorge“ gekennzeichnet war. Anders denkend und lebend Wollende gerieten in Schwierigkeiten mit dem politischen und Sicherheitssystem der DDR. Zugleich entwickelten sich beide deutsche Staaten, gegensätzlichen Militär-, poltischen- und Wirtschaftsbündnissen angehörend, konträr. Die Grenze zwischen beiden deutschen Staaten, zwischen Ost-und West-Berlin wurde zur Grenze zwischen zwei sich feindlich gegenüber stehenden Militärblöcken. Über Auswirkungen auf den Alltag und das Leben der Menschen in der DDR, in Thüringen und Jena, erzählen Zeitzeugen der Jahrgänge 1934 bis 1967. Die Zeitzeugen repräsentieren ein breites Spektrum von Menschen, die in den Jahren 1961 bis 1989 nach ihrem Platz im Leben suchten, die gelebt, geliebt, gelitten und gestritten haben. Peter H. war als Student der Mathematik Mitglied einer Widerstandsgruppe, die später unter dem Namen „Eisenberger Kreis“ bekannt wurde und an Aktionen beteiligt, bei denen Losungen auf Mauern, Brücken oder Güterwaggons aufgebracht wurden oder SED-Symbole entfernt wurden. 1958 zu 14 Jahren Freiheitsentzug verurteilt, wurde er am 28. August 1964, Goethes Geburtstag, vom Westen freigekauft, durfte in die damalige Bundesrepublik ausreisen und setzte sein Studium in West-Berlin fort. Die Sprinterin Marlies G. und der Fußballer Peter D. erzählen von ihrem Leben als Leistungssportler in der DDR, von ihren Reisen zu Wettkämpfen und warum sie letztlich immer wieder in die DDR und nach Jena zurückgekehrt sind. Gunther P. erinnert sich, wie er bei Verwandten in Kleinmachnow den „Mauerbau“ hautnah erlebt hat. Er hat später eine Buchhändlerlehre (Jena/Leipzig) und ein Aufbaustudium in Leipzig absolviert. Seit 1983 hat er es vermocht, die „Jenaer Bücherstube“ bis 1990 als Kommissionär des Volksbuchhandels, danach als Inhaber, zu einer stadtbekannten Oase für „gute Literatur“ werden zu lassen. Günter G. ist im „Sperrgebiet“, nahe der Grenze zu Bayern aufgewachsen, er berichtet über seine Kindheit in einem Gebiet, in dem er sich nicht frei bewegen durfte. Rosa-Maria H. erzählt von Schikanen der Grenz- und Zollbeamten, denen sie bei ihrer Rückkehr von einer Besuchsreise in den Westen, ausgesetzt war. Die Tanzpädagogin Manuela S. und der Amateurfilmer Peter G. wägen Gründe ab, die sie zum Bleiben in der DDR bewogen haben. „Westfernsehen“ und „Westpakete“ werden von Peter G. und Alexander A. thematisiert. Darüber erzählen sie interessante Geschichten aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel. Alexander A., Mitglied der Band „Airtramp“, die Mitte der 1980-er Jahre von den Behörden der DDR verboten wurde und deren Mitglieder observiert wurden, erzählt, wie er und seine Freunde binnen weniger Stunden bei der Abteilung Inneres (damaliger Rat der Stadt Jena) die Papiere zur Entlassung aus der Staatsbürgerschaft erhielten, ihre Ausreise an einem bestimmten Zug gekoppelt wurde und sie von Eltern und vielen Freunden am Bahnhof in Weimar verabschiedet wurden. Alexander A. erzählt auch eine der bewegendsten Geschichten zur deutsch-deutschen Teilung: Wie sein Vater von ihm, als er schon in West-Berlin lebte, ein Geschenk zum 50. Geburtstag bekommen hat, wie er es aus einem fahrenden „Interzonenzug“ in der Nähe von Jena aus dem Fenster geworfen hat.
Serienbeschreibung In der Serie "Zeitzeugen" kommen Personen zu Wort, die aus ihrem persönlichen Erleben berichten. Die originalen Schilderungen der Zeitzeugen werden dabei ggf. durch Begleitmaterial ergänzt.
Das Tonmaterial, aus dem die Beispiele entnommen sind, wurde in den Jahren 1993 bis 2001 aufgenommen. Innerhalb des Projektes „Erzählte Geschichte“, das im Verein für Kunst, Kultur und Kommunikation (KuKuK e.V.) angesiedelt war, wurden innerhalb von acht Jahren biographische Interviews mit Pensionären der Zeiss- und Schott-Werke, mit Absolventen der ehemaligen Universitätsschule sowie mit Senioren in Weimar und Erfurt geführt. Der von ihnen erinnerte geschichtliche Zeitraum reicht vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur friedlichen Revolution 1989.
Anmerkungen
Didaktische Anmerkungen Projektinformation zum vorliegenden Themenkomplex: Die Interviews mit den Protagonisten zum Thema „Deutsche Teilung...“ wurden in Jena in Zusammenarbeit mit der Geschichtswerkstatt Jena e.V. von Andreas Kuno Richter (Berlin), Torsten Eckold (Jena) und Daniel Börner (Jena) im Jahr 2011 geführt. Daraus ist der Film „Deutsche Teilung - Deutsche Wiedervereinigung“ entstanden, der im Frühjahr 2012 im Jenaer Stadtmuseum gezeigt worden ist. Um den Themenkomplex „Deutsche Teilung... (1961 bis 1989)“ den übrigen Themenkomplexen anzugleichen, wurde lediglich die Tonspur benutzt. Aufbau und Methodik sind identisch mit allen anderen Themenkomplexen. Die Urheberrechte am Material liegen bei Torsten Eckold (Jena) und der Geschichtswerkstatt Jena e.V. Inhaber der Fotorechte sind Torsten Eckold und Andreas Kuno Richter.
Handhabung Im Zusammenschnitt sind die Zeitzeugen in folgender Reihenfolge zu hören: Gunther P. I, Peter H., Manuela S. I, Peter G. I, Günter G. I, Gunther P. II, Manuela S. II, Peter G. II, Günter G. II, Alexander A. I, Peter G. III, Rosa-Maria H., Marlies G. I, Alexander A. II, Marlies G. II, Peter D., Alexander A. III
Unser herzlicher Dank gilt allen Zeitzeugen, die über ihre Erlebnisse aus der Zeit zwischen 1961 und 1989 (Mauerbau und Mauerfall) erzählt haben. Wir danken dem Filmemacher und Interviewer Andreas Kuno Richter (Berlin) und dem Vorsitzenden der Geschichtswerkstatt Jena e.V., Dr. Henning Pietzsch. Ein herzliches Dankeschön geht auch an Daniel Börner (Interviews) und Torsten Eckold (Aufnahme/Schnitt).