Der Tagungsband "Die Abwertung der Anderen - Theorien, Praxis, Reflexionen" fasst die Ergebnisse der gleichnamigen Fachtagung des Jahres 2011 in Weimar zusammen, die sich an Pädagogen/-innen, Lehrer/-innen, Erzieher/-innen, Sozialarbeiter/-innen, Wissenschaftler/-innen und andere Praktiker/-innen richtete, die sich bei ihrer alltäglichen Arbeit inhaltliche Impulse und methodische Anregungen zum Umgang mit Vorurteilen und Diskriminierung wünschen. Die einschlägigen Fachvorträge, Diskussionen und Workshops mit Erörterungen zu theoretischen Ausgangspunkten und praktischen Ansätzen sind in diesem Material dokumentiert.
Adressaten:
Allgemeinbildende Schule,
Berufsbildende Schule,
Kinder- und Jugendbildung,
Lehrerfort-und-weiterbildung
Sehr geehrte Damen und Herren, die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V. (ZWST ) ist die soziale Dachorganisation der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland sowie Mitglied in der Bundesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege. Ein wichtiges Anliegen der ZWST ist die präventive Bildungsarbeit gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit. Teil dieser Arbeit ist das Modellprojekt „Perspektivwechsel“. Es wird in Thüringen seit 2007 durchgeführt. Die jährliche Fachtagung ist dabei ein fester Bestandteil des Projekts. Gegenwärtig wird das Projekt vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSF J) im Rahmen des Bundesprogramms „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ und vom Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit im Rahmen des „Thüringer Landesprogramms für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit“ gefördert. „Perspektivwechsel“ richtet sich an eine breite Zielgruppe. Diese setzt sich unter anderem aus Pädagogen, Erziehern, Demokratieberatern, Sozialarbeitern, Mitarbeitern der Polizei und Feuerwehr sowie Mitarbeitern der Jugend- und Sozialämter zusammen. Mit dem Projekt sollen sie befähigt werden, als Multiplikatoren sensibel, kenntnisreich und handlungssicher auf Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus und Antisemitismus zu reagieren. Die Gefährdung der demokratischen Kultur geht in Thüringen gegenwärtig vorrangig vom Rechtsextremismus aus. Ausländerfeindliche und nationalistische Statements werden teils sogar von einer Mehrheit der Thüringer geteilt. Diese Einstellungen reichen bis in die Mitte der Gesellschaft hinein. Neben dem Bildungsniveau gibt es eine Vielzahl von Faktoren, die zur Herausbildung rechtsextremer, fremdenfeindlicher und antisemitischer Einstellungen und Verhaltensweisen beitragen. Bildungsarbeit ist nicht nur der Schlüssel zur Erklärung dieses Phänomens, sondern zugleich auch das beste Mittel, um wirksam gegen rechtsextremistische Einstellungen und entsprechendes Verhalten vorzugehen beziehungsweise diese gar nicht erst entstehen zu lassen. „Perspektivwechsel“ ist deshalb ein Modellprojekt, das einen wichtigen Beitrag zu einer zeitgemäßen pädagogischen Bildungsarbeit gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit leistet. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und zahlreiche Impulse, um diskriminierendes Verhalten auf zwischenmenschlicher, soziokultureller und struktureller Ebene analysieren und darauf bezogene Handlungsmöglichkeiten entwickeln zu können.
Heike Taubert Thüringer Ministerin für Soziales, Familie und Gesundheit