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Gegenüberstellung von qualitativen und quantitativen Methoden

Bei qualitativer und quantitativer Forschung handelt es sich um zwei grundsätzlich unterschiedliche Ansätze, um Daten für die Beantwortung von Fragestellungen zu sammeln und zu analysieren. Eine Gegenüberstellung der beiden Vorgehensweisen finden Sie in der folgenden Tabelle:

  Qualitative Forschung Quantitative Forschung
Zielstellung Exploration, Neues erschließen, sinnverstehend, interpretativ, Hypothesen generieren erklärend, verallgemeinern, allgemein-gültige Aussagen über Gruppen treffen, Hypothesen prüfen
Datenerhebung unstrukturiert/teilstrukturiert strukturiert
Erhebungsgruppe wenige oder einzelne Fälle, intensiv und ausführlich auf diese eingehen repräsentative Stichprobe
erhobene Daten nicht-numerisch numerisch
Datenauswertung interpretative Analyse statistische Tests

Beide Forschungsansätze schließen einander nicht aus. Oftmals ist auch eine Kombination mehrerer Methoden dazu geeignet, ein Forschungsproblem zu beleuchten und die aufgeworfenen Fragestellungen zu beantworten. Hierbei ist jedoch stets der Vorteil der umfangreicheren Datengewinnung mit dem zusätzlichen Arbeitsaufwand abzuwägen.

Aber auch ganz praktische Aspekte der Stichprobenverfügbarkeit und Kontaktmöglichkeiten zu den relevanten Akteuren spielen für die Wahl der geeigneten Methoden eine wichtige Rolle. Sind bei quantitativen Verfahren größere und repräsentative Stichproben erforderlich, so beschränkt sich die Auswahl der zu Untersuchenden bei qualitativen Methoden auf nur wenige Personen. Zu diesen ist ein intensiver, persönlicher Kontakt unerlässlich, wohingegen bei quantitativen Verfahren auch eine schriftliche oder online durchführbare Erhebung vorstellbar ist (Ebster & Stalzer, 2017, S. 153).

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Qualitative Forschung

Die qualitative Forschung konzentriert sich dabei auf die Erfassung von Daten, die darauf abzielen, den Hintergrund einer Situation oder eines (meist sozialen) Phänomens zu ergründen. Das Ziel dieses Forschungsansatzes besteht in der Generierung neuer Theorien oder Hypothesen. Dazu wird in der Regel eine überschaubare Anzahl Untersuchungseinheiten erfasst, welche hingegen intensiv und ausführlich untersucht und beschrieben werden (Ebster & Stalzer, 2017, S. 151f). Die erhobenen, meist verbalisierten Daten werden interpretativ analysiert. Dem qualitativen Forschungsansatz zugehörig sind unter anderem die folgenden Methoden:

  • qualitative Interviews
  • teilnehmende Beobachtung
  • qualitative Inhaltsanalyse

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Quantitative Forschung

Quantitative Forschung basiert hingegen auf der Quantifizierung von Daten. In dieser Art der Forschung werden Methoden eingesetzt, mit denen empirische Beobachtungen über die zu untersuchenden Merkmale systematisch einem Kategoriensystem (Skala) zugeordnet werden (Ebster & Stalzer, 2017, S. 151). Ziel dieses Vorgehens ist es, Hypothesen und Annahmen zu überprüfen oder Trends und Muster in den Daten zu identifizieren. Hierzu werden in der Regel große, repräsentative Stichproben erhoben, die eine allgemeingültige Aussage über die Gesamtgruppe zulassen. Der Begriff der Repräsentativität beschreibt in diesem Fall, dass die untersuchten Personen in ihrer Gruppenzusammensetzung (z. B. Alter, Geschlecht, etc.) den Eigenschaften der Gesamtgruppe entsprechen (vgl. Häcker & Stapf, 2009). Die folgenden Methoden können dem quantitativen Forschungsansatz zugeordnet werden:

  • Standardisierte Befragung, z. B. standardisierter Fragebogen in der Umfrageforschung, standardisiertes Interview
  • Quantitative Beobachtung, z. B. Minutenprotokoll
  • Quantitative Inhaltsanalyse, z. B. Strichliste
  • Experiment

Quantitative Forschungsansätze eignen sich für die unmittelbare Beantwortung einer Fragestellung durch die erhobenen Daten, wohingegen qualitative Forschungsansätze eher für die Exploration und das tiefere Verständnis eines Forschungsproblems herangezogen werden können. Neben der Art der Fragestellung ist die Wahl des Forschungsansatzes jedoch auch vom Vorhandensein wissenschaftlicher Literatur und vorliegender Theorien abhängig. Ist bereits umfangreiches Wissen über den untersuchten Gegenstand vorhanden, sodass auf dieser Basis Hypothesen erstellt werden können, ist der Einsatz eines quantitativen, hypothesenprüfenden Verfahrens zu wählen. Liegt hingegen nur wenig Wissen über das Forschungsproblem vor, sollte zunächst auf ein qualitatives Verfahren zur Generierung von Hypothesen zurückgegriffen werden (Ebster & Stalzer, 2017, S. 153).

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Methoden im Bereich schulischer Evaluationen

Im schulischen Kontext werden in der Regel zur Evaluation die folgenden Methoden eingesetzt:

  • Analyse vorliegender Erzeugnisse und Verhaltensspuren

    Unter diese Methode fallen alle Analysen, die auf vorhandene Dokumente, Materialien und Ergebnisse von Verhalten zurückgreifen. Diese Informationen liegen in den Schulen in der Regel schriftlich oder elektronisch vor bzw. sind online verfügbar.

    Beispiele hierfür können sein:

    • Schulstatistiken, Statistiken über Unterrichtsausfall/Schulabschlüsse, …
    • Konferenzprotokolle
    • Klassenbücher, Klassenarbeiten
    • Schülerzeitungen und Schulchronik
    • Kritzeleien auf der Schülertoilette (Ergebnis von Schülerverhalten)
  • Befragung – Schriftliche Befragung (Fragebogen) und mündliche Befragung (Interview)

    Mit dieser Methode werden Befragte um Auskünfte zu Fakten, Meinungen, Werthaltungen, oder aber auch um das Ablegen bestimmter Leistungen gebeten. Die Kommunikation zwischen den Fragen und Befragten kann hierbei verbal oder non-verbal sowie direkt oder medial vermittelt stattfinden.

    Beispiele hierfür können sein:

    • Fragebögen
    • Interviews
    • Leistungstests, wie bspw. PISA-Test, IQB-Bildungstrend, …
    • Erzählungs- bzw. Dokumentationsanforderungen
  • Beobachtung

    Unter der Methode der Beobachtung wird das Sammeln von Erfahrungen in einem nicht-kommunikativen Prozess unter Zuhilfenahme aller Wahrnehmungsmöglichkeiten (unserer 5 Sinne) verstanden. Hierbei wird das tatsächliche Verhalten von Personen untersucht und anders als bspw. bei den Befragungen, keine subjektive Meinung erfragt. Die Beobachtenden haben in der Regel keinen Einfluss auf den Beobachtungsgegenstand.

    Beispiel hierfür könnte eine offene Unterrichtsbeobachtung sein, die systematisch (mit einem Unterrichtsbeobachtungsbogen) oder unsystematisch durchgeführt wird.

Die Wahl der eingesetzten Methode sollte dabei einerseits von den Kompetenzen und dem Wissen der Durchführenden sowie von der gewählten Fragestellung abhängen.

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Kontakt

Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien
Referat 1 4 | Empirische Forschung, Evaluation, Qualitätsmonitoring, nationale und internationale Bildungsvergleiche

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Literaturquellen

  • Ebster, C., & Stalzer, L. (2017). Wissenschaftliches Arbeiten für Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler (5. Aufl.). Wien: facultas
  • Häcker, H. O. & Stapf, K.-H. (2009). Dorsch Psychologisches Wörterbuch (15., überar. und erw. Aufl.). Bern: Huber