Alltag im 20. Jahrhundert. Zeitzeugen aus Thüringen erzählen.
Kurzinhalt:
Innerhalb dieses Themenkomplexes steht im Mittelpunkt, wie die nationalsozialistische Politik seit 1933 unmittelbar auf einen Weltkrieg hinaus laufen musste. Insofern steht dieser Themenkomplex in unmittelbarem Zusammenhang mit dem vorher gehenden Themenkomplex über den Alltag von 1933 – 1939, besonders, was die Entrechtung und die Schikanen gegen jüdische Bürger, aber auch die zunehmende Militarisierung des Alltagslebens und die Wiederaufrüstung der Wehrmacht betrifft. Der 2. Weltkrieg brachte unendliches Leid über die Völker Europas. Mit der Shoah, dem Holocaust, begingen die Nazis das größte und ungeheuerlichste Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Schließlich vermochten es die in der Anti-Hitler-Koalition vereinigten Staaten mit ihren Armeen, die deutschen Truppen immer mehr in die Enge zu treiben und die meisten deutschen Städte schwer zu zerstören. Der von Deutschland ausgegangene Krieg kehrte auf sein Ursprungsterritorium zurück und brachte großes Leid über die Bevölkerung.
Produzent Verein für Kunst, Kultur und Kommunikation (KuKuK, e.V.) Jena, vertreten durch Torsten Cott und Dietmar Ebert in Kooperation mit dem Offenen Hörfunkkanal Jena e.V.
Herausgeber Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien Heinrich- Heine-Allee 2-4 99438 Bad Berka www.thillm.de www.schulportal-thueringen.de
Inhalt Innerhalb dieses Themenkomplexes steht im Mittelpunkt, wie die nationalsozialistische Politik seit 1933 unmittelbar auf einen Weltkrieg hinaus laufen musste. Insofern steht dieser Themenkomplex in unmittelbarem Zusammenhang mit dem vorher gehenden Themenkomplex über den Alltag von 1933 – 1939, besonders, was die Entrechtung und die Schikanen gegen jüdische Bürger, aber auch die zunehmende Militarisierung des Alltagslebens und die Wiederaufrüstung der Wehrmacht betrifft. Der 2. Weltkrieg brachte unendliches Leid über die Völker Europas. Mit der Shoah, dem Holocaust, begingen die Nazis das größte und ungeheuerlichste Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Schließlich vermochten es die in der Anti-Hitler-Koalition vereinigten Staaten mit ihren Armeen, die deutschen Truppen immer mehr in die Enge zu treiben und die meisten deutschen Städte schwer zu zerstören. Der von Deutschland ausgegangene Krieg kehrte auf sein Ursprungsterritorium zurück und brachte großes Leid über die deutsche Zivilbevölkerung.
Die Beispiele, die wir den von uns geführten Zeitzeugeninterviews entnehmen konnten, decken nicht die ganze Breite der eingangs benannten Themenstellung ab. Sie sind stark geprägt von selbst Erlebtem in Situationen erhöhter Gefahr. In solchen Situationen arbeite das Gedächtnis fotografisch, so der Historiker Lutz Niethammer, und zeichne wie eine Kamera das Erlebte auf. Diese Erlebnisse ließen sich, so Niethammer, noch nach Jahren abrufen, sie seien wie eine Art Film gespeichert. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind sie Kindern, Enkeln und Freunden bereits mehrfach berichtet worden und haben sich bereits zur Erzählung gerundet. Eine solche Erzählung ist die von Rolf W. der ausführlich darüber spricht, wie die Lehre bei Carl Zeiss Jena strenger und militärischer wurde. In dieser Erzählung spiegelt sich gleichsam der Zeitgeist, auch wenn der Krieg noch ausgeblendet bleibt. Gerhard S. berichtet über eine seine Verwundung im Jahr 1943. Es musste dem 19-jährigen ein Arm amputiert werden. Diese Verwundung hat sein ganzes weiteres Leben bestimmt, und er hat später alles, was mit Krieg und Militär zusammenhing, konsequent abgelehnt. Hanna de P. erzählt, welche Aufgaben sie im Jenaer Glaswerk erledigen musste, wenn Voralarm ausgelöst worden war und dass sie dann schnell nach Hause gelaufen ist, weil sie bei Fliegeralarm mit ihrem kleinen Sohn zusammen sein wollte. Herbert D. erzählt von der Bombardierung des Nachbarhauses seiner Familie, vom Tod der Nachbarsleute und wie er die in Stücke gerissenen Menschen auflesen und zum Nordfriedhof bringen musste. Auch Gerhard V. berichtet über die Bombardierung Jenas am 19. April 1945, darüber, dass die Innenstadt einem Flammenmeer glich und der Kirchturm einer brennenden Fackel, ehe er in sich zusammengestürzt sei. In einer zweiten Geschichte erzählt er, wie Offiziere der Waffen-SS ihn und andere Jungs in einem vormilitärischen Ausbildungslager bei Waltershausen erst durch Überzeugung, dann durch Gewalt als Mitglieder der Waffen-SS rekrutieren wollten. Er ist dann mit einem anderen Jungen durchs Toilettenfenster erwischt, wurde später noch von der Gestapo erwischt, aber nicht gefunden, weil seine Eltern ausgebombt waren und die Adresse nicht gestimmt hat. Heinz N., der Sohn des 1943 hingerichteten sozialdemokratischen Widerstandskämpfers Kurt N. aus Weimar, erzählt über das Verhältnis der Weimarer zu Buchenwald und polnische Buchenwald-Häftlinge, die nach der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald kurze Zeit bei seiner Mutter gewohnt hatten. Hildegard C. erzählt in bewegenden Worten, wie sie aus dem polnischen Kreis Krotoschin im Winter 1945 gemeinsam mit einem alten polnischen Kutscher bis nach Weimar gekommen ist und ihr dieser alte Kutscher das Leben gerettet hat.
Serienbeschreibung In der Serie "Zeitzeugen" kommen Personen zu Wort, die aus ihrem persönlichen Erleben berichten. Die originalen Schilderungen der Zeitzeugen werden dabei ggf. durch Begleitmaterial ergänzt.
Das Tonmaterial, aus dem die Beispiele entnommen sind, wurde in den Jahren 1993 bis 2001 aufgenommen. Innerhalb des Projektes „Erzählte Geschichte“, das im Verein für Kunst, Kultur und Kommunikation (KuKuK e.V.) angesiedelt war, wurden innerhalb von acht Jahren biographische Interviews mit Pensionären der Zeiss- und Schott-Werke, mit Absolventen der ehemaligen Universitätsschule sowie mit Senioren in Weimar und Erfurt geführt. Der von ihnen erinnerte geschichtliche Zeitraum reicht vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur friedlichen Revolution 1989.
Anmerkungen
Didaktische Anmerkungen Fortsetzung Inhalt: Kein Wort fällt in dieser Erzählung über verlorenes Hab und Gut, die Erzählung ist durchdrungen von einer tiefen Dankbarkeit, dass sie und ihr Mann den Krieg überlebt haben und von dankbarer Erinnerung an die Menschen, die ihnen beiden dabei geholfen haben. Tränen kamen ihr in die Augen, wenn sie von den erfrorenen Säuglingen sprach, die Flucht nicht überleben konnten, und im Familienkreis soll sie gesagt haben, sie habe sich so sehr Kinder gewünscht gehabt, aber als sie die erfrorenen Kinder gesehen hat, sei sie froh gewesen, keine bekommen zu haben.
Handhabung Im Zusammenschnitt sind die Zeitzeugen in folgender Reihenfolge zu hören: Rolf W.; Gerhard S.; Hanna de P.; Herbert D.; Gerhard V. (erstes Beispiel), Gerhard V. (zweites Beispiel); Dr. Heinz N.; Hildegard C.
Fotos und ihre Quellen: Rolf W., Quelle: privat Gerhard S., Quelle: Archiv des Jenaer Glaswerkes Schott & Gen. Herbert D., Quelle: privat Gerhard V., Quelle: privat Dr. Heinz N., Quelle: privat Hildegard C., Quelle: privat
Wir danken allen Zeitzeugen für die Bereitschaft, ihre Lebenserinnerungen zu erzählen und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen sowie die vorliegende Präsentation durch Fotos zu bereichern. Allen Angehörigen von Zeitzeugen danken wir für Ihre Zustimmung, die Texte hier in dieser Form veröffentlichen zu können sowie für Fotos und biographische Informationen. Hartmut Fichtmüller danken wir sehr herzlich für die Bereitschaft, den Zusammenschnitt aus dem Interview mit Dr. Heinz N. für diesen Themenkomplex zur Verfügung zu stellen. Für die Bereitstellung von Fotos gilt unserer besonderer Dank Frau Dr. Ute Leonhardt vom Schott Archiv Jena, für Hilfe und Recherche danken wir herzlich Herrn Dr. Wolfgang Wimmer vom Zeiss-Archiv Jena. Ein ganz herzliches Dankeschön geht an Constanze Mann, die Leiterin des Stadtarchivs Jena für wertvolle Recherchearbeiten und an Herrn Dr. Harry Stein, den Kustos für Geschichte der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora, für einen hilfreichen Hinweis sowie Herrn Sven Steinbrück (SPD-Kreisvorstand Weimar) für schnelle, unkomplizierte Hilfe.