Das Ausstellungsprojekt "Arisierung" in Thüringen - Ausgegrenzt. Ausgeplündert. Ausgelöscht. widmet sich einem Thema, das innerhalb der thüringischen Geschichtskultur im Rahmen der Aufarbeitung der Periode der NS-Herrschaft im Land Thüringen bislang noch kaum Beachtung fand: der sogenannten "Arisierung" der thüringischen Wirtschaft. In den Jahren ab 1933 wurden, wie überall im Dritten Reich, auch im Land Thüringen jüdische Bürger als "Volksfeinde" denunziert, aus Wirtschaft und Gesellschaft schrittweise ausgegrenzt, damit ihrer sozialen und ökonomischen Lebensmöglichkeiten und ihres Eigentums beraubt. Sie wurden mittellos aus dem Lande getrieben und schließlich in ihrer Mehrzahl in den Massenvernichtungslagern des NS-Regimes ermordet.
Adressaten:
Allgemeinbildende Schule,
Berufsbildende Schule,
Kinder- und Jugendbildung,
Lehrerfort-und-weiterbildung
Sachgebiete:
- Geschichte -> Epochen -> Neuere Geschichte -> Faschismus und Nationalsozialismus
- Religion
- Ethik
- Politische Bildung
Produzent Studentische Projektgruppe Geschichte der "Arisierung" in Thüringen am Historischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena; Projektleiterin: Dr. sc. Monika Gibas
Inhalt Material der Tafel: Heinrich Eckmann wurde am 30. Mai 1871 in Schmalkalden geboren. Er erlernte den Beruf des Kaufmanns. Am 20. Januar 1904 stellte er einen Bauantrag für ein Kaufhaus in Mühlhausen. Nach Genehmigung erwarb Heinrich Eckmann zur Verwirklichung seines Vorhabens die Grundstücke Görmarstraße 18 bis 21 und Friedrichstraße 49 (heute: Unter der Linde 1). Noch im selben Jahr wurde das neue Kaufhaus fertig gestellt. Der mehrgeschossige Bau befand sich in sehr guter Geschäftslage. Das Kaufhaus Eckmann wurde nach modernen Einzelhandelskonzepten geführt und entwickelte sich zu einem der ersten Geschäfte am Platz. Heinrich Eckmann hat früh gemerkt, dass mit dem Machtantritt der Nazis 1933 für die Juden eine bedrohliche Situation entstanden war. Schon 1934 schickt er seinen Sohn Erich (1905-1980) aus Deutschland weg. Im selben Jahr verpachtete er auch sein Kaufhaus, verbunden mit einem auf fünf Jahre bestehenden Kaufangebot an die Pächter Reinhold und Pabst. Im Dezember 1938 wurde schließlich der Vertrag über den Verkauf abgeschlossen. Verkauft wurden auch die nicht mit dem Geschäft verbundenen Grundstücke Kiliansgraben 2 und 10 sowie ein Ackergrundstück Vor dem Erfurter Tore. Danach traten Heinrich Eckmann und seine Frau Otilie die Ausreise nach Israel an. Doch verstarb Otilie Eckmann bereits in Frankfurt am Main. Trotz ihres plötzlichen Todes musste Heinrich Eckmann die Ausreise fortsetzen. Er lebte bis zu seinem Tod 1947 in Tel Aviv. ...
Serienbeschreibung Die Lernobjekte der Serie enthalten Materialien, die auf den Tafeln der Wanderausstellung "Arisierung" in Thüringen - Ausgegrenzt. Ausgeplündert. Ausgelöscht. dargestellt sind. Die Ausstellung wird seit September 2013 vom Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Thüringen verwaltet und kann dort ausgeliehen werden. Weitere Informationen dazu finden Sie auch unter dem Navigationspunkt "Arisierung in Thüringen" im Thüringer Schulportal.
Dokumentation und Kontext
Kontextmedien In der Reihe "Quellen zur Geschichte Thüringens" der Landeszentrale für politische Bildung erschien 2006 eine zweibändige Quellensammlung zum Thema "Arisierung" in Thüringen, 2008 ein Band mit Lebensgeschichten Thüringer Juden, die Opfer der "Arisierung" wurden sowie ein Quellenband zur Geschichte des Novemberpogroms 1938 in Thüringen. Aus Anlass des 70. Jahrestages der Pogromnacht konnte am 6. November 2008 im Erfurter Landtag eine auf dieser Forschungsarbeit basierende Wanderausstellung zur "Arisierung" in Thüringen der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Die Ausstellung wanderte ab Januar 2009 bis Mai 2012 durch Thüringen. Seit 9. September 2013 ist sie in Bad Berka im Thillm zu sehen. Der Katalog zur Ausstellung und ein Abschlussband zum Gesamtprojekt , in dem auch erste Schülerprojekte vorgestellt werden, sind im Leipziger Universitätsverlag in den Jahren 2009 und 2013 erschienen als Nummer 10 und 13 der Reihe s-selecta der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen.