Alltag im 20. Jahrhundert. Zeitzeugen aus Thüringen erzählen.
Kurzinhalt:
Mit dem „Fall der Berliner Mauer“ und den Rufen „Wir sind ein Volk!“ geriet die weitere Demokratisierung und Reformierung der DDR in den Hintergrund. Immer stärker wurde bei vielen Menschen in der DDR der Wunsch, D-Mark in die Hand zu bekommen. Bei den Wahlen zur Volkskammer am 18. März 1990 verbündeten sich CDU und „Demokratischer Aufbruch“ zur „Allianz für Deutschland“. Sie gewannen die Wahlen haushoch. Damit war klar, dass alle Zeichen in Richtung „Deutsche Einheit“ standen. Bereits am 1. 7. 1990 wurde die Wirtschafts- und Währungsunion zwischen beiden deutschen Staaten vollzogen. Am 12. September 1990 wurde in Moskau der 2+4-Vertrag von den Vertretern der beiden deutschen Staaten, der Sowjetunion, den USA, Großbritanniens und Frankreichs unterzeichnet. Beide deutsche Staaten und Berlin wurden von den Beschränkungen der Besatzungsmächte befreit. Damit war der Weg frei für eine europäische Friedensordnung und die deutsche Wiedervereinigung, die am 3. Oktober 1990 vollzogen wurde.
- Geschichte -> Epochen -> Geschichte von 1945 bis 1990 -> Deutschland
- Geschichte -> Landes- und Regionalgeschichte -> Regionalgeschichte, Lokalgeschichte
Produzent Verein für Kunst, Kultur und Kommunikation (KuKuK, e.V.) Jena, vertreten durch Torsten Cott und Dietmar Ebert in Kooperation mit dem Offenen Hörfunkkanal Jena e.V.
Autor Torsten Eckold (Jena) und Geschichtswerkstatt Jena e.V.
Herausgeber Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien Heinrich- Heine-Allee 2-4 99438 Bad Berka www.thillm.de www.schulportal-thueringen.de
Inhalt Mit dem „Fall der Berliner Mauer“ und den Rufen „Wir sind ein Volk!“ geriet die weitere Demokratisierung und Reformierung der DDR in den Hintergrund. Immer stärker wurde bei vielen Menschen in der DDR der Wunsch, D-Mark in die Hand zu bekommen. Bei den Wahlen zur Volkskammer am 18. März 1990 verbündeten sich CDU und „Demokratischer Aufbruch“ zur „Allianz für Deutschland“. Sie gewannen die Wahlen haushoch. Damit war klar, dass alle Zeichen in Richtung „Deutsche Einheit“ standen. Immer rasanter wurde das Tempo des deutschen Vereinigungsprozesses und stellte die Regierungen beider deutscher Staaten vor hohe Aufgaben. Bereits am 1. Juli 1990 wurde die Wirtschafts- und Währungsunion zwischen beiden deutschen Staaten vollzogen. Das bedeutete, dass die DM zur offiziellen Währung in der DDR wurde und ein großzügiger Umtauschsatz für alle Bürger der DDR festgelegt wurde, das bedeutete aber auch, dass die Betriebe im Osten Deutschlands über Nacht zahlungsunfähig wurden, die Märkte in Osteuropa wegbrachen und eine Vielzahl von Arbeitsplätzen gefährdet war. Am 12. September 1990 wurde in Moskau der 2+4-Vertrag von den Vertretern der beiden deutschen Staaten, der Sowjetunion, den USA, Großbritanniens und Frankreichs unterzeichnet. Beide deutsche Staaten und Berlin wurden von den Beschränkungen der Besatzungsmächte befreit. Damit war der Weg frei für eine europäische Friedensordnung, und die deutsche Wiedervereinigung konnte am 3. Oktober 1990 vollzogen werden. Im Einigungsvertrag wurde festgeschrieben, dass der Beitritt der DDR zur BRD nach Artikel 23 des Grundgesetzes erfolgen sollte, und nicht nach Artikel 146 des Grundgesetzes, was die Erarbeitung einer neuen Verfassung bedeutet hätte. Berlin sollte laut Einigungsvertrag zu einem Land vereinigt werden. Und es wurde festgelegt, dass die Bundesrepublik das Vermögen und die Schulden der DDR übernimmt. Der Einigungsvertag wurde am 20. September 1990 mit 299 Ja-Stimmen, 80 Nein-Stimmen und einer Enthaltung durch die Volkskammer der DDR und am gleichen Tag mit 442 Ja-Stimmen, 47 Nein-Stimmen und 47 Enthaltungen vom Deutschen Bundestag angenommen. Durch den Beitritt nach Artikel 23 des Grundgesetzes bedurfte es keiner neuen Verfassung für ein vereintes Deutschland, sondern lediglich einer Erweiterung der Präambel des Grundgesetzes. Alle Vorschläge, die von Bürgerrechtlern zunächst für eine neue, wirklich demokratische Verfassung der DDR ausgearbeitet wurden und die für die Verfassung eines vereinten Deutschlands hätten genutzt werden können, sind damit bedeutungslos geworden. Vom Staatsaufbau (Struktur der Länder) bis in Details des Alltags (Bankgeschäfte, Kranken-, Arbeitslosen- und Rentenversicherung) wurde das Leben im Osten Deutschlands dem Lebensvollzug in der Bundesrepublik Deutschland angeglichen. Das Zeitfenster, innerhalb dessen die staatliche Einheit Deutschlands realisierbar war, wurde von Helmut Kohl und Hans-Dietrich Genscher genutzt. Wie lang der Weg zur wirklichen wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und mentalen deutschen Einheit, auf dem wir uns noch immer befinden, sein würde, darüber gingen 1990 und gehen auch heute noch die Meinungen auseinander. Über ihre Erlebnisse vom Mauerfall am 9. November 1989 bis zur Wiedervereinigung erzählen u.a. der Mitarbeiter der Evangelischen Landeskirche Thüringens Ralf K., die Lehrerein Leonore S., der frühere Wissenschafts-Minister Dr. Gerd S., der Mathematik-Professor Dr. Gerd W., der Geschäftsführer des Jenaer Glaswerkes Wolfgang M., die Mitarbeiterin der Evangelischen Erwachsenenbildung Silke L., der Geschäftsführer des Offenen Kanals Jena e.V., Torsten Cott, die Psychologin Dr. Sabine R., die Krankenschwester Cordula M., der Bildungsdezernent Frank S., die Mitarbeiterin im Fachbereich Deutsch-Methodik Dr. Hannelore W., die Theologin Uta L. und der Bildhauer St. W.. So unterschiedlich die Erlebnisse, die Eindrücke und Erfahrungen aller befragten Zeitzeugen in der Zeit zwischen dem Mauerfall am 9. November und der Herstellung der deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 sein mögen, einem, was Wolfgang M. formuliert hat, können wohl alle zustimmen. Wichtig und entscheidend war, dass das Pekuniäre aus dem Westen und das Revolutionäre aus dem Osten zusammenkamen, und dass der Prozess der friedlichen Revolution 1989 und der Wiedervereinigung 1990 ohne Gewalt, wirklich friedlich, vollzogen wurde. Es war, wie Leonore S. sagte, eine einmalige Situation, ein Jahr, das für alle Beteiligten, ein eigenes, rasantes Tempo hatte.
Serienbeschreibung In der Serie "Zeitzeugen" kommen Personen zu Wort, die aus ihrem persönlichen Erleben berichten. Die originalen Schilderungen der Zeitzeugen werden dabei ggf. durch Begleitmaterial ergänzt.
Das Tonmaterial, aus dem die Beispiele entnommen sind, wurde in den Jahren 1993 bis 2001 aufgenommen. Innerhalb des Projektes „Erzählte Geschichte“, das im Verein für Kunst, Kultur und Kommunikation (KuKuK e.V.) angesiedelt war, wurden innerhalb von acht Jahren biographische Interviews mit Pensionären der Zeiss- und Schott-Werke, mit Absolventen der ehemaligen Universitätsschule sowie mit Senioren in Weimar und Erfurt geführt. Der von ihnen erinnerte geschichtliche Zeitraum reicht vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur friedlichen Revolution 1989.
Anmerkungen
Didaktische Anmerkungen Projektinformation zum vorliegenden Themenkomplex:
Die Interviews mit den Zeitzeugen, die über ihre Erlebnisse und Erfahrungen auf dem Weg zur deutschen Einheit erzählt haben, wurden in Zusammenarbeit mit der Geschichtswerkstatt Jena e.V. von Andreas Kuno Richter (Berlin), Torsten Eckold (Jena) und Daniel Börner (Jena) im Jahr 2010 geführt. Daraus ist der Film „20 Jahre Deutsche Einheit – Das Jahr 1990 in Jena“ entstanden. Um den Themenkomplex „Der Weg zur deutschen Einheit“ den übrigen Themenkomplexen anzugleichen, wurde lediglich die Tonspur benutzt. Aufbau und Methodik sind identisch mit allen anderen Themenkomplexen. Die Urheberrechte am Material liegen bei Torsten Eckold (Jena) und der Geschichtswerkstatt Jena e.V. Die Fotorechte für die verwendeten Fotografien liegen bei Eckold/Richter.
Handhabung Im Zusammenschnitt hören Sie die Zeitzeugen in folgender Reihenfolge:
Ralf K. I, Leonore S. I, Dr. Gerd S. I, Hendrik G., Wolfgang M. I, Prof. Dr. Gerd W. I, Silke L. I, Leonore S. II, Ralf K. II, Torsten C. I, Gunnar B. I, Dr. Sabine R. I, Silke L. II, Prof. Dr. Gerd W. II, Cordula M. I, Dr. Hannelore W. I, Gunnar B. II, Wolfgang M. II, Frank S., Prof. Dr. Gerd W.III, Dr. Sabine R. II, Cordula M. II, Dr. Hannelore W. II, Torsten C. II, Leonore S. III, Stephan W. I, Prof. Dr. Gerd W. IV, Dr. Gerd S. II, Wolfgang M. III, Uta L.; Stephan W. II
Im Zusammenschnitt von kleineren Themenkomplexen hören Sie die Zeitzeugen in folgender Reihenfolge:
Thema 1 – Impressionen vom Spätherbst 1989 bis zu den Volkskammerwahlen am 18. März 1990: Ralf K.; Leonore S.; Dr. Gerd S.; Hendrik G.; Wolfgang M; Prof. Dr. Gerd W.
Thema 2 – Die Volkskammerwahlen vom 18. März 1990 – Die ersten freien Wahlen in der DDR: Silke L.; Leonore S.; Ralf K.; Torsten C.; Gunnar B.; Dr. Sabine R.
Thema 3 – Eindrücke und Erfahrungen aus Frühjahr und Frühsommer 1990: Sikle L.; Prof. Dr. Gerd W.
Thema 4 – Die Wirtschafts- und Währungsunion zwischen beiden deutschen Staaten: Cordula M; Dr. Hannelore W.; Gunnar B.; Wolfgang M.
Thema 5 – Probleme und Möglichkeiten zwischen 1. Juli und 3. Oktober 1990: Frank S.; Prof. Dr. Gerd W.; Dr. Sabine R.; Cordula M.
Thema 6 – Der 3. Oktober 1990: Dr. Hannelore W.; Torsten C.; Leonore S.; Stephan W.
Thema 7 – Bilanz des Weges zur deutschen Wiedervereinigung: Prof. Dr. Gerd W.; Dr. Gerd S.; Wolfgang M.; Uta L.; Stephan W.
Unser herzlicher Dank gilt allen Zeitzeugen, die uns über ihre Erlebnisse auf dem Weg zur Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 erzählt haben. Wir danken dem Filmemacher und Interviewer Andreas Kuno Richter (Berlin) und dem Vorsitzenden der Geschichtswerkstatt Jena e.V., Dr. Henning Pietzsch. Ein herzliches Dankeschön geht auch an Daniel Börner (Interviews) und Torsten Eckold (Aufnahme).