Im Lüneburger Auschwitz-Prozess gegen den SS-Freiwilligen Oskar Gröning 2014 kamen über 70 Zeugen zu Wort, die erstmalig vor einem deutschen Gericht aussagten. Erst seit wenigen Jahren und damit viel zu spät setzte sich das juristische Verständnis durch, dass der Prozess der Vernichtung in Auschwitz arbeitsteilig wie eine "Todesfabrik" organisiert war. Wegen Beihilfe zum Mord, für die Oskar Gröning in über 300.000 Fällen zu vier Jahren Haft verurteilt wurde, können nun auch Beteiligte bestraft werden, ohne dass ihnen persönlich eine Gewalttat nachgewiesen werden muss. Damit würde auch die juristische Beurteilung der Verantwortlichen von Topf & Söhne, die trotz Ermittlungen nie vor ein deutsches Gericht gestellt wurden, heute anders aussehen.
Adressaten:
Allgemeinbildende Schule (ab Klasse 10),
Erwachsenenbildung
Sachgebiete:
- Geschichte -> Epochen -> Neuere Geschichte -> Zweiter Weltkrieg
- Geschichte -> Epochen -> Neuere Geschichte -> Faschismus und Nationalsozialismus
Zentrale Zielstellung des Projektes ist es, dass sich die Jugendlichen intensiv mit der Frage nach der Verantwortung des Einzelnen im arbeitsteiligen Prozess auseinandersetzen. Um zu einem eigenständigen historischen Urteil zu gelangen, arbeiten sie in der Ausstellung "Techniker der 'Endlösung'" sowie mit Unterlagen aus dem Prozess. Neben Oskar Gröning kommen vor allem Überlebende zu Wort. Durch diesen Perspektivenwechsel von den Tätern der SS und den Mittätern von Topf & Sohne zu den Opfern wird deutlich, welche Bedeutung die Erinnerung und die juristische Ahndung auch über 70 Jahre danach für die Überlebenden hat. Module und Inhalt
Modul 1: Geteilte Arbeit – Ungeteilte Verantwortung (45 Min.) Diskussion zum Thema Verantwortung in arbeitsteiligen Prozessen
Modul 2: Die Todesfabrik Auschwitz-Birkenau (60 Min.) Führung durch die Ausstellung "Techniker der 'Endlösung'"
Modul 3: Der Lüneburger Auschwitz-Prozess (15 Min.)
Modul 4: Die Stimmen der Opfer (90 Min.) Textarbeit mit den Aussagen der Überlebenden vor Landgericht
Modul 5: Beihilfe zum Mord als juristische Neubewertung der Tatbeteiligung im NS (45 Min.)
Modul 6: Geteilte Arbeit – Ungeteilte Verantwortung (60 Min.) Reflexion des Projekttages
Serienbeschreibung Die Reihe »Materialien« wird vom Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien im Auftrag des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport verlegt, sie stellt jedoch keine verbindliche, amtliche Verlautbarung des Ministeriums dar. Die verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich auf Personen beiderlei Geschlechts. Dem Freistaat Thüringen, vertreten durch das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien, sind alle Rechte der Veröffentlichung, Verbreitung, Übersetzung und auch die Einspeicherung und Ausgabe in Datenbanken vorbehalten. Die Herstellung von Kopien und Auszügen zur Verwendung an Thüringer Bildungseinrichtungen, insbesondere für Unterrichtszwecke, ist gestattet. Diese Veröffentlichung stellt keine Meinungsäußerung des Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien dar. Für die inhaltlichen Aussagen tragen die Autoren die Verantwortung.