Die Reihe „Materialien“ wird vom Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien im Auftrag des Thüringer Ministeriums für Bildung , Wissenschaft und Kultur herausgegeben, sie stellt jedoch keine verbindliche, amtliche Verlautbarung des Ministeriums dar. Das Material begleitet eine Fotoausstellung, die Schülerinnen und Schüler in ihrer eigenen Sprache und den Erfahrungen ihrer Lebenswelt zum Thema entwickelt haben. Für die Initiierung selbst gesteuerter Lernprozesse wird dadurch eine besonders hohe Motivation erreicht.
Inhalt Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V. (ZWST) ist der Träger des Projekts „Perspektivwechsel - Bildungsinitiativen gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit“, in dessen Rahmen die Ausstellung sowie die vorliegende Broschüre entstanden sind. Die ZWST wurde im Jahre 1917 gegründet und verfügte bis zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten über eine breit gefächerte soziale Infrastruktur im Bereich der „offenen“ und „geschlossenen“ Sozialfürsorge. Bedingt durch die zentrale geographische Lage zwischen Ost und West und die politischen Ereignisse des letzten Jahrhunderts in Europa war Deutschland nach Ende des Zweiten Weltkrieges stets ein Dreh- und Angelpunkt jüdischer Migrationsbewegungen. Dementsprechend war die ZWST als Dachorganisation der jüdischen Sozialdienste im Nachkriegsdeutschland gefordert, neben den klassischen Bereichen der sozialen Arbeit – wie Jugend- und Altenhilfe – auch Flüchtlingshilfe zu leisten. Mit Beginn der Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion haben sich die Strukturen der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und damit auch die Aufgaben der ZWST stark gewandelt. Die jüdischen Migranten bilden mittlerweile die Mehrheit in den jüdischen Gemeinden, daher hat sich die Förderung ihrer Integration zu einem besonderen Anliegen der ZWST entwickelt. Aufgrund der zahlenmäßig gewachsenen jüdischen Gemeinschaft und der sich wandelnden sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse, unter denen die Zuwanderer leben, gehen die ZWST und ihre Mitgliedsverbände neue Wege bei ihrer projektbezogenen Arbeit, um angemessene soziale Rahmenbedingungen für die nachhaltige Integration der Zuwanderer zu schaffen. Vor diesem Hintergrund gehören zu den Aufgaben der Zentralwohlfahrtstelle die Aus- und Weiterbildung in der professionellen Sozial- und Jugendarbeit, Integrationsmaßnahmen für Neuzuwanderer, die Stärkung des professionellen Ehrenamtes, die fachlich-soziale Beratung in den Gemeinden, sowie die Ausweitung von psychosozialen Betreuungsmaßnahmen. Heute ist die ZWST einer der sechs Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in der Bundesrepublik Deutschland. Angesichts der sich rasch verändernden sozialpolitischen Landschaft und der Verbreitung rechten und fremdenfeindlichen Gedankenguts sieht sich die ZWST wieder vor neue Aufgaben gestellt. Zu dem langjährigen Engagement der ZWST im bildungspolitischen Bereich zählen – neben dem Projekt „Perspektivwechsel“, das im Bundesprogramm „Vielfalt tut gut. Jugend für Vielfalt , Toleranz und Demokratie“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wird – auch Projekte, die in den Jahren 2004 bis 2007 durch die Vorläuferprogramme entimon und civitas des BMFSFJ gefördert und mit Unterstützung zahlreicher Kooperationspartner in den alten und neuen Bundesländern erfolgreich durchgeführt wurden.