Die Reihe „Materialien“ wird vom Thüringen Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien im Auftrag des Thüringer Kultusministeriums/ Thüringer Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur herausgegeben, sie stellt jedoch keine verbindliche, amtliche Verlautbarung des Ministeriums dar.
Unsere Lebensweise und die damit verflochtenen gesellschaftlichen Organisationsstrukturen befinden sich in einem stetig zunehmenden Veränderungsprozess. Einerseits tragen Leistungsnormen, Zeitmangel, Hektik und Stress dazu bei, dass sich das Phänomen der „Beschleunigungsgesellschaft“ in die Lebenskultur der heranwachsenden Generationen manifestiert. Andererseits nehmen natürliche Reizimpulse, die für die Entwicklung unserer Kinder und Jugendlichen unabdingbar sind, rasant ab. So rufen moderne Medien, grelle Reklame, Lärm, Musik und Verkehr visuelle und auditive Reizüberflutungen hervor. Andererseits werden Stille und ruhige Stätten von den Heranwachsenden als langweilig und auch beängstigend empfunden. Mehr und mehr beherrscht das Auto unsere Städte und auch kleinere Kommunen. Straßen sind Parkstätten geworden, die die Spielräume der Kinder eliminiert haben. Durch das hohe Verkehrsaufkommen und damit verbundene Gefahren werden Kinder meist zu ihren Tätigkeitsstätten gefahren. Natürliche Kinderspielräume und Nischen zum Zurückziehen wurden systematisch verdrängt und auf oftmals wenige eintönig eingerichtete Kinderspielplätze verlegt. Bewegungsmangel ist eine scheinbar logische Folge. Zunehmend leben Kinder und Jugendliche in vorgegaukelten Illusionen. Sie erfahren die "Wirklichkeit" nur noch in Filmen, am Computer oder in Comics, aber selten noch durch eigene Handlungserlebnisse. Freiräume zum Ausprobieren und zum Austoben fehlen, um sich darin zu vertiefen, diese nach eigenem Ermessen auszufüllen oder auch zu verändern. Kreatives Spielen in natürlichen Lebensräume wird rar. Nicht selten haben Kinder sogar das „Spielen“ bzw. „Mitspielen“ verlernt. Kinder brauchen aber die Bewegung. Sie wollen und müssen sich austoben, sich großräumig und schnell bewegen können, ohne durch viele Regeln eingeengt und kontrolliert zu werden. Sie wollen Dampf ablassen, spielen, ihren Körper und ihre eigenen Grenzen spüren. Das Kind gewinnt dabei vor allem Freude, Bewegung wird zum Erlebnis. Ausdrucksfähigkeit und Selbstkontrolle entwickeln sich quasi „nebenbei“. Die Frage, wie bzw. wo sie wieder zu psychomotorischen Bewegungserlebnissen kommen können, muss noch konsequenter gestellt und diskutiert werden. Eine Möglichkeit kann der Sportunterricht als anleitender und realisierender Faktor bieten. Der neue Lernbereich „Bewegen – Wahrnehmen – Erfahren“ im Thüringer Lehrplan für den Bildungsgang zur Lernförderung orientiert auf mögliche Antworten. Das nun vorgelegte Material mit erprobten und bewährten Beispielen soll die Suche erleichtern und neue kreative Lösungen anregen.
Bernd Schreier Direktor Thillm
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