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Welche verschiedenen Formen von Evaluationen werden unterschieden?

intern extern selbst fremd ThüNIS schulinterneVergleichsarbeit Peer Review Schulbesuche

In der Evaluationspraxis werden mehrere verschiedene Aspekte zur Unterscheidung von Evaluationen herangezogen, welche im Folgenden kurz dargestellt werden:

  1. Selbst- und Fremdevaluation:

    In der Unterscheidung zwischen Selbst- und Fremdevaluation wird die Frage herangezogen, wie die Rollen zwischen dem Evaluationsteam und den Evaluierten verteilt sind bzw. von wem der Evaluationsauftrag ausgeht.

    Handelt es sich bei den Evaluierenden und Evaluierten um unterschiedliche Personen, sprechen wir von einer Fremdevaluation. Der Auftrag wird von einer „fremden“ Person an das Evaluatorenteam herangetragen. Fremdevaluatoren können dabei aus der eigenen Institution stammen oder von außerhalb der Institution kommen. Bei einer Selbstevaluation hingegen entsprechen die Evaluierenden den Evaluierten, das heißt die Maßnahmenbeteiligten bzw. Praktiker sind gleichzeitig die Evaluationsdurchführenden. Sie treffen die Entscheidungen darüber, ob, wann und wie die Maßnahme unter welcher Fragestellung evaluiert wird, sind an der Erhebung und Auswertung der Daten beteiligt und somit auch letztendlich selbst Hauptnutzende der Evaluationsergebnisse.

    Beispiel für Selbst- und Fremdevaluation

    Fremdevaluation: Der Referent für Qualitätssicherung des Schulamtes möchte die Wirksamkeit der Steuergruppen einschätzen und beauftragt das Evaluationsreferat des ThILLM mit der Evaluation.
    Selbstevaluation: Eine Lehrerin lässt die Schülerinnen und Schüler den eigenen Unterricht einschätzen.

  2. externe und interne Evaluation:

    Die institutionelle Zugehörigkeit der Evaluierenden entscheidet, ob es sich um eine externe oder interne Evaluation handelt.

    Bei einer externen Evaluation stammen die Evaluierenden aus einer anderen Institution als der, an welcher die zu evaluierende Maßnahme angesiedelt ist. Vorteil dieser Art der Evaluation kann eine objektivere und neutralere Haltung gegenüber dem Evaluationsgegenstand sein. Abhängig von der Ferne zum Feld besteht allerdings die Gefahr, von relevanten Informationen ferngehalten zu werden.
    Bei der internen Evaluation stammen die Evaluierenden aus derselben Institution, die für die Maßnahme verantwortlich ist. Vorteil dieser Evaluationsform ist ein schneller Zugriff auf eine große Informationsfülle und die notwendigen Kontakte zur Beantwortung der Fragestellung. Nachteil besteht demgegenüber in möglichen Loyalitäts- und Rollenkonflikten.

    Beispiel für Externe und interne Evaluation

    Externe Evaluation: Eine Schule beauftragt das ThILLM zur Durchführung der Evaluation eines Förderprogramms zum Lesenlernen, welches in den dritten Klassen an der Schule eingesetzt wird.
    Interne Evaluation: Eine Schule führt eine schulinterne Vergleichsarbeit zur Erhebung der Leistungsstände in den dritten Klassen durch.

  3. formative und summative Evaluation:

    Abhängig von der Funktion, welche die Evaluation erfüllen soll, wird in formative und summative Evaluationen unterschieden.

    Während die formative Evaluation insbesondere eine Optimierungsfunktion in einem laufenden Prozess erfüllen und zu einer optimalen Ausformung des Evaluationsgegenstandes beitragen soll, beabsichtigt eine summative Evaluation eher eine Kontroll- und Legitimations-, teilweise auch eine Entscheidungsfunktion. Bei letzterer geht es insbesondere um eine abschließende Bewertung der Ergebnisse einer Maßnahme.

  4. weitere mögliche Unterteilungen:

    In der Evaluationspraxis können noch weitere Kriterien zur Unterteilung von Evaluationen herangezogen werden.

    1. Konzept-, Prozess- und Ergebnisevaluation
    2. Zeitpunkte der Untersuchung: prospektive, begleitende und retrospektive Evaluation
    3. wissenschaftstheoretische Paradigmen: Quantitative, qualitative und Mixed-Methods Evaluation

Die drei ausführlich dargestellten Unterteilungen stellen die geläufigsten Formen dar.

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Warum sind Evaluationen sinnvoll?

Wenn man es so betrachtet, wissen wir doch eigentlich alles über unsere Schule. Wir kennen unsere Pappenheimer in den Klassen, welche Leistungen sie erbringen können und wo sie welche Probleme besitzen. Wir wissen auch, wie die Schulleitung tickt, welche Stärken und Schwächen unser Kollegium aufweist und wer welche Aufgaben an unserer Schule innehat. Warum sollten wir also jetzt noch den Aufwand auf uns nehmen und dazu Daten erheben?
Evaluationen dienen nicht dem Selbstzweck, sondern können verschiedene Ziele verfolgen. Diese können u. a. die Wissensgewinnung, die Verbesserung eines Ist-Zustandes, eine Legitimation oder auch eine Entscheidungsfindung sein. Um dafür eine objektive und nachvollziehbare Informationsgrundlage zu haben, werden Evaluationen in Auftrag gegeben bzw. selbst durchgeführt. Vorteil einer Evaluation im Vergleich zu einem Feedback bzw. „bloßen Annahme“ besteht in einer systematischen Herangehensweise an die Fragestellung. Nicht nur wird vor der Datenerhebung festgelegt, welche Fragestellung unter Zuhilfenahme welcher Kriterien beantwortet werden soll, sondern es werden alle potenziell Beteiligten und Betroffenen in die Untersuchung mit einbezogen. Zudem werden wissenschaftliche Methoden zur Erhebung der Daten eingesetzt, wodurch die Ergebnisse den Kriterien der Nachvollziehbarkeit und Nachprüfbarkeit genügen. Das heißt, dass auch eine andere Person als der Evaluator/die Evaluatorin selbst zu den gleichen Ergebnissen und Interpretationen auf Basis der erhobenen Daten gelangen sollte. Diese breite Datenbasis bietet eine gesicherte Erkenntnis, um daraus Schlussfolgerungen ziehen zu können, die nicht aus der Luft gegriffen sind, sondern "Hand und Fuß" und einen direkten Bezug zur anfänglichen Ausgangsfragestellung haben.

Vorteile einer Evaluation im Überblick

  1. Objektivität der Erkenntnis
  2. Cutoffs/Kriterien der Beurteilung werden vor der Datenerhebung festgelegt
  3. alle potenziell Beteiligten/Betroffenen in eine systematische Befragung einbeziehen
  4. datenbasierte Beantwortung der Fragestellung
  5. Nachvollziehbarkeit, Transparenz und Akzeptanz der Maßnahme und deren Ergebnisse
  6. fördern von Selbstkritik und Reflexionsfähigkeit

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Kontakt

Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien
Referat 1 4 | Empirische Forschung, Evaluation, Qualitätsmonitoring, nationale und internationale Bildungsvergleiche

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Literaturquellen

  • Beywl, W., & Balzer, L. (2018). evaluiert. - erweitertes Planungsbuch für Evaluationen im Bildungsbereich (2. Aufl.). Bern: hep Verlag
  • Buhren, C. G. (2018). Selbstevaluation in der Schule. Weinheim Basel: Beltz Verlag