Pressemeldungen
Bad Berka, 01.02.2021
Angriff auf Schulportal und Schulcloud ist krimineller Akt gegen Kinder und Jugendliche
Das Thüringer Schulportal ist am Montagmorgen, am ersten Schultag nach den Winterferien, Ziel eines Cyberangriffs geworden. Betroffen war auch der Zugang zur Thüringer Schulcloud. Zehntausende Schülerinnen und Schüler, die sich derzeit wegen des Lockdowns im häuslichen Lernen befinden, waren zwei Stunden lang abgeschnitten.
Die Probleme der Erreichbarkeit des Thüringer Schulportals sind nachgewiesenermaßen auf eine DDoS-Attacke zurückzuführen. Der Angriff erfolgte ab ca. 8:00 Uhr von mehreren Bot-Netzen, die laut Protokoll auf Serverstandorte in Singapur zurückzuführen sind. Diese automatisiert in sehr kurzer Zeit erzeugten Anfragen wirkten auf das System, als würde ein Vielfaches der normalen Nutzerzahl gleichzeitig zugreifen. Die Analyse ergab auch, dass im Zeitraum zwischen 7:30 Uhr und 11:00 ca. 200.000 „normale“ Nutzeranfragen an die Server erfolgten, gleichzeitig jedoch weitere Anfragen in Millionenhöhe über die genannten Botnetze kamen.
Nach vorläufigem Abschluss der Analyse konnten gegen 11:00 Uhr die entsprechenden IP-Adressbereiche gesperrt werden, so dass das System ab ca. 11:30 Uhr wieder verfügbar war.
Der Angriff richtete sich nach ersten Erkenntnissen des Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien nur auf Thüringen. Ein bewusster Zusammenhang der Attacke zum Wiederbeginn des Distanzunterrichts nach den Ferien kann daher nicht ausgeschlossen werden. Das ThILLM wird wegen des Angriffs Anzeige erstatten.
Bildungsminister Helmut Holter erklärt dazu: „Diese Attacke galt offenbar dem Thüringer Schulwesen insgesamt. Sie hat bewusst zur Lahmlegung der Schulcloud zu einem symbolträchtigen Zeitpunkt geführt. Das hat viele Menschen getroffen, Frust und Wut ausgelöst, wofür ich volles Verständnis habe. Solche Angriffe sind keine Kavaliersdelikte. Hier wird in einer angespannten Zeit nicht nur mit Gefühlen gespielt, sondern mit Bildungschancen in einer pandemischen Notsituation. Ich werte diesen Angriff daher als einen kriminellen Akt, der sich gegen Kinder und Jugendliche, gegen die Bildung richtet“, so Minister Holter. Und weiter: „Allen, die nun einmal mehr mit dem Finger auf das Ministerium und das ThILLM zeigen, sage ich: Es war ein Angriff und nichts anderes. Unsere Experten haben es geschafft, die Auswirkungen der Attacke so gering wie möglich zu halten. Dafür bedanke ich mich herzlich. Wer allerdings vorschnell mit Schuldzuweisungen agiert, sollte sich fragen, wie ernst ihm die Sache selbst ist oder ob hier nicht am falschen Beispiel Stimmung geschürt wird.“
Dr. Andreas Jantowski, Direktor des Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien erklärt: „Unser Anliegen ist es, allen Thüringer Schulen mit der Thüringer Schulcloud ein digitales Angebot zu machen, um häusliches Lernen mit Werkzeugen zu ermöglichen, die speziell für die schulische Anwendung gedacht sind. Das enorme Engagement der Mitarbeitenden meines Hauses, den Betrieb der Cloud zu gewährleisten, wird durch diese Attacke auf das sträflichste konterkariert und schadet letztlich allen.“
Hintergrund:
Das Thüringer Schulportal ist die zentrale Thüringer Internetpräsenz für das Schulwesen im Freistaat. Über sie läuft auch das Login für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler zur Thüringer Schulcloud. Diese wiederum wird auf den Servern des Hasso-Plattner-Instituts in Potsdam gehostet. Diese waren von der Attacke am Montag nach bisherigen Erkenntnissen nicht betroffen.
Bad Berka, 30.11.2020
Qualifizierungsprogramm für Lehrkräfte startet in Thüringen
Das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (ThILLM) legt in Kooperation mit der Robert Bosch Stiftung GmbH und der Deutschen Schulakademie ein neues Qualifizierungsprogramm für Thüringer Lehrkräfte auf. Das Programm startet 2021 und bildet bis zu 16 Lehrkräfte über zwei Jahre zu Schulentwicklungsberatenden für Schulen in kritischer Lage aus, die anschließend thüringenweit zur Verfügung stehen. Eine entsprechende Vereinbarung wird von den Partnern geschlossen, nunmehr läuft das Interessenbekundungsverfahren zur Teilnahme an dieser Qualifizierung an den Thüringer Schulen und Lehrkräfte im Thüringer Schuldienst können sich bis zum 29. Januar 2021 auf dem Dienstweg bewerben. Die Ausschreibung ist auch auf den Internetseiten des ThILLM im Thüringer Schulportal abrufbar.
„Wir wollen die Schulen in Thüringen mit professionellen Beratungsangeboten noch besser unterstützen, die hohe Schulabbrecherquoten haben, mit schwierigen sozialräumlichen Bedingungen konfrontiert sind oder regelmäßig bei der Bewältigung des Schulalltags an Belastungsgrenzen stoßen“ , umreißt Dr. Andreas Jantowski, Direktor des ThILLM, das Anliegen dieses Vorhabens.
Dazu haben die Partner ein Konzept ausgearbeitet, das aus insgesamt acht Modulen besteht, die von den teilnehmenden Lehrkräften berufsbegleitend in den zwei Jahren absolviert werden. Es ist beabsichtigt, dafür aus dem Thüringer Unterstützungssystem insgesamt 60 Arbeitszeitstunden je Teilnehmenden und Schulhalbjahr zur Entlastung der wöchentlichen Arbeitszeit bereitzustellen.
Programm baut auf erfolgreichem Berliner Pilotprojekt auf
Das Professionalisierungsangebot baut auf den Erfahrungen der Robert Bosch Stiftung GmbH im Projekt „School Turnaround“ auf. Über vier Jahre hat die Stiftung gemeinsam mit der Berliner Senatsverwaltung Brennpunktschulen unterstützt, die vor besonderen Herausforderungen standen. Die Bilanz zum Projektende 2017 fiel bei allen Beteiligten positiv aus. „Durch das Unterstützungsangebot haben die Schulen die Grundlage für eine nachhaltige Schulentwicklungsarbeit geschaffen und sich in relevanten Bereichen verbessert, beispielsweise in der Senkung des Unterrichtsausfalls und der unentschuldigten Fehltage der Schülerinnen und Schüler“, sagt Dr. Dagmar Wolf, Leiterin des Bereichs Bildung der Robert Bosch Stiftung. „Der Einsatz einer speziell qualifizierten Schulentwicklungsberatung hat sich dabei als eine der wirksamsten Interventionen herausgestellt“, so Wolf. Gemeinsam mit der Deutschen Schulakademie, einer Tochtereinrichtung der Stiftung, die Fortbildungsmaßnahmen und Schulentwicklungsangebote organisiert, habe man die Erfahrungen aus dem Projekt ausgewertet und in den vergangenen zwei Jahren ein Professionalisierungsprogramm für Schulentwicklungsberater erarbeitet. Wichtig sei die passgenaue Ausrichtung auf die lokalen Gegebenheiten in den Bundesländern, wie dies jetzt gemeinsam mit dem ThILLM für Thüringen erfolgt sei.
Schwerpunkte der Qualifizierung, für deren Durchführung und Evaluation die Partner knapp 100.000 Euro zur Verfügung stellen, sind: Schaffung vertrauensvoller schulischer Beziehungen, die Analyse von Schulkultur und Kommunikationsmustern, Methoden und Werkzeuge zur Begleitung von Veränderungsprozessen, Kooperation und Teamentwicklung und der Umgang mit Widerständen.
„Wir freuen uns darauf, die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem ThILLM auszubauen und mit diesem Qualifizierungsprogramm einen Beitrag zur Stärkung des Beratungsangebots für besonders belastete Schulen in Thüringen zu leisten“, betont der Geschäftsführer der Deutschen Schulakademie Dr. Roman Rösch. Den Partnern ist vor allem daran gelegen, dass ihr Engagement zum Aufbau nachhaltiger und selbstwirksamer Kooperations- und Vernetzungsbildung im Schulumfeld und mit lokalen sowie regionalen Unterstützungsstrukturen führt.